
Wien - Wim Vandekeybus und seine hervorragende Brüsseler Formation Ultima Vez sind einem schon längst abgegangen. Einst Stammgäste bei ImPulsTanz, wurden sie zuletzt 1999 mit dem Männerritual In Spite Of Whishing And Wanting präsentiert. Danach, 2001, entstand das Frauenstück Scratching The Inner Fields.
Diese strikte Geschlechtertrennung muss sich auf das Schaffen des flämischen Choreografen ausgewirkt haben, der danach wohl seine Vorstellungen von femininem und maskulinem Gebaren für sich neu definierte. Wenn in dem im Vorjahr geschaffenen Blush, zu Deutsch "Erröten" - bei ImPulsTanz noch am , 24. und 25. Juli im Volkstheater um jeweils 21.00 Uhr zu sehen - Vandekeybus Frauen und Männer wieder gemeinsam auftreten lässt, treten sie, genau genommen, gegeneinander an.
Es gibt viele Situationen im Leben, Momente oder Vibrationen, sei es Scham oder der prickelnde Reiz des Verliebtseins, die dem Homo civilis die Röte ins Gesicht treiben. Bei Vandekeybus sind es auch Verlockung und Begierde, sind es Grausiges und Furcht Erregendes, die das Blut zum Brodeln bringen, die die zehnköpfige Gruppe einschließlich Vandekeybus selbst in Raserei versetzen. Das Weitere besorgt die speziell für Blush von David Eugene Edwards komponierte und von dessen Band Woven Hand live ausgeführte, die Szenen untermalende und das Geschehen vorantreibende, lyrisch wie mitunter rockig klingende Musik.
Das Szenarium gleicht einer Traumwelt, in der die Fantasie sprießt, Instinktives dominiert, Absurdes neben Realem steht. Es sind wilde, selbstbewusste Frauen, die dieses Zwischenreich bevölkern, die sich nehmen, was sie wollen, die ihre Wollust gleich zu Beginn ins Spiel bringen.
Als eingeschworene Horde sich animalisch gebärdender Furien stürmen sie die Bühne, stoßen krächzend-kreischende Urlaute aus sich, klettern flugs Stangen auf und ab. Dagegen fast gelassen zahm wirkt das fünfköpfige Männerteam. Obwohl auch da seltsame Ideen zutage treten: Sie reizen mit einem Frosch, der im Mixer landet und passiert als Getränk einer blonden Maid gereicht wird, der das grüne Gesöff ins Blut fährt und es in Wallungen versetzt.