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Weil viele Schwangere über Ernährung und die körpereigene Produktion zu wenig Vitamin D aufnehmen, empfiehlt sich mitunter eine Zufuhr in Form von Tabletten.

Foto: epa-apa lawrence looi

Gießen – Schwangere sind nur unzureichend mit Vitamin D versorgt – und das nicht nur im Winter. Dies ist das Ergebnis einer Studie mit 261 Schwangeren und 328 Neugeborenen an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), die nun im "British Journal of Nutrition" veröffentlicht wurde. 98 Prozent der untersuchten Schwangeren hatten in den Wintermonaten Vitamin D-Werte, die unterhalb der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Versorgung lagen. Doch auch im Sommer, wenn Vitamin D durch die Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet werden kann, war die Versorgung bei 49 Prozent der untersuchten Schwangeren zu niedrig.

Zusammenhang mit Komplikationen

Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist wichtig für Mutter und Kind: Viele Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen einer schlechten Vitamin D-Versorgung in der Schwangerschaft und dem Auftreten von Schwangerschaftskomplikationen hin. Hierzu gehören bei der schwangeren Frau Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Infektionen und Frühgeburten; Risiken für das Neugeborene betreffen einen ungenügenden Knochenaufbau, Lungenerkrankungen und ebenfalls Diabetes mellitus.

Der wichtigste Einflussfaktor auf den Vitamin D-Status war erwartungsgemäß die Jahreszeit, denn die Versorgung mit Vitamin D über die Nahrung ist sehr niedrig. Die DGE empfiehlt für eine ausreichende Vitamin D-Versorgung einen täglichen Aufenthalt im Freien von fünf bis 30 Minuten, um die körpereigene Vitamin D-Produktion in der Haut anzuregen. Von Oktober bis März ist die Intensität der Sonneneinstrahlung in Mitteleuropa jedoch zu gering, um ausreichend Vitamin D bilden zu können.

Daher ist die zusätzliche Aufnahme von Vitamin D über ein entsprechendes Präparat erforderlich. Die DGE hatte zudem aufgrund der generell schlechten Vitamin D-Versorgung vor kurzem die Zufuhrempfehlungen auch für schwangere Frauen von 5 µg (200 Internationale Einheiten, IE) auf 20 µg (800 IE) pro Tag erhöht, wenn keine körpereigene Synthese in der Haut erfolgt. Eine Überdosierung sei nicht zu befürchten, so Studienleiter Clemens Kunz: "Vitamin D, entweder als Tablette zugeführt oder in der Haut produziert, ist nicht als solches wirksam. Die aktive Form wird vom Körper selbst in der Niere hergestellt – aber nur dann, wenn tatsächlich ein Bedarf besteht."

Routinemäßige Untersuchung

Aufgrund der besorgniserregenden Daten der Gießener Studie plädiert Kunz für eine routinemäßige Bestimmung des Vitamin D-Status im Rahmen der Schwangeren-Vorsorgeuntersuchungen. Diese sollte durch die Messung von 25-Hydroxy-Vitamin D im Blut erfolgen – das jene Speicherform, die sich für die Bestimmung des Vitamin D-Status am besten eignet.

In Gießen soll nun im Rahmen einer Beobachtungsstudie bei schwangeren Frauen überprüft werden, ob nach einem ärztlich diagnostiziertem Vitamin D-Mangel die tägliche Aufnahme von 1.000 IE Vitamin D während der gesamten Schwangerschaft ausreichen, um die gewünschte Versorgung zu gewährleisten. (red, derStandard.at, 23.5.2013)