Traiskirchen/Wien - Seit rund einem Jahr stellt die Leobersdorfer Firma National Security Austria (NSA) der Polizei Dolmetscher für die Erstbefragung von Flüchtlingen in Traiskirchen zur Verfügung. Im Dezember geriet sie damit in die Schlagzeilen: Die Übersetzer würden von NSA zu Dumpinglöhnen beschäftigt und seien oft unqualifiziert, hieß es.

Asyldolmetscher weiterhin organisiert

Daraufhin kündigte die Exekutive den Vertrag mit NSA. Doch Asyldolmetscher für die Polizei in Traiskirchen organisiert die von zwei Expolizisten geleitete Firma weiterhin. Immerhin, so Geschäftsführer Wolfgang Höfer im STANDARD-Gespräch, seien die Dienste von NSA "um 40 Prozent billiger als jene herkömmlicher Übersetzer, die bei schriftlichen Ausfertigungen jedes einzelne Satzzeichen mit verrechnen".

Mitarbeiter zu finden sei trotzdem kein Problem. Denn, so Höfer: "Wir bieten den Leuten ein komplettes Büroservice, kümmern uns um Honorarabrechnungen und Steuerberater." Dafür werde "ein geringer Prozentsatz der Honorare" einbehalten.

Zudem sei NSA auch um die Qualifikation der Übersetzer bemüht, die meist keine Dolmetscherausbildung aufweisen, sondern nur "sprachkundig" sind: "In Zusammenarbeit mit der Sicherheitsakademie und NGO Asylkoordination bieten wir eine Ausbildung an."

Unzureichende NSA-Ausbildung

Bei der Asylkoordination bestätigt das Anny Knapp. Bessere Übersetzungen in Asylverfahren seien "dringend nötig", daher habe man im ersten NSA-Ausbildungsmodul zwei Abende gestaltet. "Asylwerber hatten uns viel über unprofessionelle Asyldolmetscher erzählt. Etwa, dass diese Teile von Befragungen übernommen hätten, was nicht ihre Aufgabe, sondern jene der Referenten ist", schildert Knapp. Die NSA-Ausbildung biete eine Chance, "zu vermitteln, was geht und was nicht".

Diese Absicht kann Silvia Pöllabauer vom Institut für Translationswissenschaften der Uni Graz gut nachvollziehen. Doch: "Die NSA-Ausbildung ist völlig unzureichend. In ein paar Wochen kann man sich das nötige Wissen nicht aneignen", sagt die Expertin für Übersetzungen im Asylwesen.

Statt einer gewinnorientierten Firma seien hier vielmehr die Behörden gefordert. Das passiere bereits, heißt es dazu aus dem Innenministerium: "Das Bundesasylamt und das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR bereiten Qualitätsstandards vor." (Irene Brickner, DER STANDARD, 24.5.2013)