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Die bis dato berühmtesten Sozialpartner waren Gewerkschafter Anton Benya (links) und Wirtschaftskämmerer Rudolf Sallinger.

Foto: apa

Brüssel - Zu Hause oft als schwer kontrollierbare "Nebenregierung" kritisiert, die sich viele Regeln im Wirtschaftsleben unter sich und am Parlament vorbei ausmacht, werden die vier Sozialpartner im Paket zu einem österreichischen "Exportschlager" in Europa in Sachen Jugendarbeitslosigkeit. Diesen Eindruck erweckte der Auftritt der Präsidenten von Gewerkschaftsbund wie der Wirtschafts-, Arbeiter- und Landwirtschaftskammer bei einer Tagung des Wirtschafts- und Sozialausschusses zum Thema Jugendbeschäftigung am Donnerstag in Brüssel.

Auf Einladung des neuen Vorsitzenden, Henri Malosse, trugen Erich Foglar, Christoph Leitl, Rudolf Kaske und Gerhard Wlodkowski dort - wie zuvor in Frankreich - vor, mit welchen Maßnahmen und Ausbildungsmodellen Österreich niedrigste Arbeitslosenziffern zustande bringt.

Sozialmodell bedroht

Im EU-Schnitt haben derzeit in Ländern ohne duale Ausbildung ein Viertel keinen Job, in Griechenland oder Spanien deutlich mehr. Österreich hält (mit Deutschland) bei 7,6 Prozent, was Foglar als Folge eines breit aufgestellten Ausbildungssystems darstellte: Vier von zehn Jugendlichen absolvieren eine Lehre mit Berufsschule, weitere 35 Prozent eine berufsbildende mittlere oder höhere Schule. Im EU-Schnitt liegt der Ausbildungsanteil in der Sekundarstufe bei 52 Prozent.

Dieses Faktum, dass Arbeitnehmer schon in sehr jungen Jahren an Beruf und Betriebe gebunden werden, sei ein wichtiger Faktor, so Foglar und Kaske. Die größten Probleme auf dem Arbeitsmarkt hätten jene mit lediglich einem Pflichtschulabschluss. Leitl nannte es einen "Skandal", dass es in der EU sechs Millionen arbeitslose junge Menschen gibt: "Das bedroht das Sozialmodell. Wenn das in Aggression und Hoffnungslosigkeit umschlägt, steht die Stabilität Europas zur Disposition".

Kritik an Regierungschefs

In diese Kerbe schlug auch Malosse, der mit scharfen Worten den EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Mittwoch kritisierte: "Das Thema Steuerhinterziehung wurde auf Jahresende verschoben, bei Energiefragen nichts Konkretes beschlossen", schimpfte er, es sei "eine Schande". Da er sich auch von der EU-Kommission nichts mehr erwarte, wolle er selbst konkrete Vorschläge zur Jugendbeschäftigung vorlegen.

Foglar betonte, dass man nicht nur Ausbildung, sondern vor allem Arbeitsplätze für die Jungen brauche - mehr Investitionen, eine Abkehr vom Kaputtsparen. (Thomas Mayer, DER STANDARD, 24.5.2013)