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Tigerbabys in einem Zoo in Japan: Weiße Exemplare des Bengal-Tigers leben seit dem Jahr 1958 ausschließlich in Gefangenschaft. Die Farbvariation sei laut Forschern aber kein Gendefekt.

Foto: APA/EPA/TOBU ZOO PARK

Peking/Wien - Erste Sichtungen sind aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Seine rare Erscheinung machte ihn begehrt, bedroht, kostete fast allen das Leben. 1958 wurde der letzte Weiße Tiger in freier Wildbahn erlegt. Einige Jahre zuvor, 1951, wurde ein männliches Exemplar, dem man den Namen Mohan gab, bei Rewa in Indien gefangen. Der größte Teil der Tiere, die heute die Tiergärten rund um die Welt zieren, haben ihn zum Stammvater.

Die erhabene, mythenhafte Erscheinung der seltenen Variante des Königstigers (Panthera tigris tigris) wurde ihm zum Verhängnis. Um die seltene Mutation für Tiergärten und Shows zu reproduzieren, wurden viele der Tiere durch Inzucht gezeugt. Eine Praxis, die seine Opfer forderte und immer wieder krankhafte Abnormalitäten nach sich zog. Das wiederum führte zu Spekulationen, wonach die weiße Farbe vielleicht auf einen Gendefekt hindeute.

Veränderung einer einzelnen Aminosäure

Eine Ansicht, die eine Forschergruppe um Xiao Xu vom Peking-Tsinghua Center for Life Sciences nun widerlegen konnte. Sie untersuchten das Genom einer Familie von 16 Tigern mit oranger und weißer Fellfarbe im Chimelong Safari Park nahe Guangzhou. Viele der Gene, von denen man weiß, dass sie farbbestimmend sind, einschließlich des "Albino-Gens" wurden abgetestet, aber erst bei einem Pigmentgen mit der Bezeichnung SLC45A2 wurde man fündig. Eine einzige Veränderung einer Aminosäure in diesem Gen hemmt rote und gelbe Pigmente, hat aber etwa kaum Auswirkungen auf das Schwarz der Streifen, schreiben die Forscher im Fachjournal "Current Biology". Das Gen wurde bereits mit heller Farbe bei Pferden, Hühnern oder Fischen und selbst bei Menschen in Verbindung gebracht. Der Weiße Tiger ist auch kein "echter Albino".

Schon der Umstand, dass viele der erlegten Tiere ausgewachsene Exemplare waren, legt nahe, dass sie fit für ein Leben in der freien Wildband waren. Die am liebsten von Begal-Tigern gejagten Spezies, etwa Rehe, sind übrigens wahrscheinlich farbenblind.

Weiße Tiger seien Teil einer natürlichen genetischen Diversität, die es wert ist, bewahrt zu werden, resümieren die Studienautoren. Der Weiße Tiger gehöre in die Natur, nicht nur in Tiergärten. (pum, DER STANDARD, 24.05.2013)