Bild nicht mehr verfügbar.

US-Außenminister John Kerry kam als Gratulant, aber auch wegen Beratungen über Mali und den Kongo nach Addis Abeba.

Foto: Reuters / Jim Young

Alles erstrahlte prächtig, als am Wochenende die Staats- und Regierungschefs zum neuen Hauptquartier der Afrikanischen Union (AU) in die äthiopische Hauptstadt kamen, um den 50. Geburtstag der AU-Vorgängerin Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) zu feiern. Haben sie aber tatsächlich etwas zu feiern, so wie es das Motto "Panafrikanismus und die afrikanische Renaissance"  beschwört? "Ja", meint Solomon Ayele Dersso vom Thinktank Institute for Security Studies. "Die Zahl der Konflikte geht zurück, bei der Bekämpfung der Armut werden große Erfolge erzielt, viele Länder legen wirtschaftlich stark zu."

Vor 50 Jahren hatte Kwame Nkrumah, der damalige Präsident Ghanas, beim OAU-Gründungsgipfel gefordert: "Wir müssen uns jetzt vereinigen - oder wir gehen zugrunde!" Daran gemessen, besteht kaum Grund für Champagner. Noch immer besteht Afrika aus 54 unabhängigen Staaten, die meist ihr eigenes Süppchen kochen und oft sogar Krieg gegeneinander führten. So oft die Leader sich in Addis Abeba auch gegenseitig verbal auf die Schulter klopften: Das hehre Ziel der Einheit ist einer pragmatischen Kooperation auf stark ausbaufähigem Niveau gewichen.

Dem Integrationswunsch steht der Widerwillen entgegen, nationale Souveränität an eine supranationale Organisation abzugeben. Das Prinzip der Nichteinmischung hatte bei der OAU deshalb höchste Priorität. Und daher sah man etwa beim Völkermord in Ruanda 1994 tatenlos zu - nicht zuletzt deshalb bezeichnete man sie als "zahnlosen Tiger".

Ausgerechnet Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi wollte nach dem Ende des Kalten Krieges aus der schwachen OAU einen starken Staatenbund machen. Er propagierte "Vereinigte Staaten von Afrika"  mit gemeinsamer Armee, Währung und Führung.

Im Gegensatz zur EU verfügt die vor elf Jahren gegründete AU mit dem Friedens- und Sicherheitsrat sogar über ein zentrales Organ zur Friedenssicherung. In anderen Bereichen geht die Integration nur schleppend voran. Handel findet nach wie vor kaum statt, und Kompromisse zwischen den 54 Mitgliedern sind kompliziert. Auch wenn: Oft bleibt es für die Menschen bedeutungslos, was die AU beschließt. Das soll sich ändern: "Wir können von der Europäischen Union lernen", meint AU-Kommissionspräsidentin Nkosazana Dlamini-Zuma.

Internationales Sprachrohr

Trotz all der Defizite wird die immer selbstbewusster auftretende AU international zunehmend als Sprachrohr und legitime Interessenvertreterin des aufstrebenden Kontinents wahrgenommen. Man traut ihr immer öfter zu, afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme zu finden.

Konkret beschäftigte sich die AU in Addis Ababa nicht nur mit ihren Feiern, sondern beriet - im Beisein internationaler Gäste wie John Kerry und François Hollande - auch die Lage in Mali sowie den Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo. (Philipp Hedemann, DER STANDARD, 27.5.2013)