NASA-Konzept eines zukünftigen Raumschiffes namens "Copernicus", das in den kommenden Jahrzehnten Menschen zum Mars und wieder zurück bringen könnte. Die Strahlenbelastung, der die Astronauten bei der Reise ausgesetzt sind, wären aktuellen Daten zufolge keine unüberwindliche Hürde.

Illustration: NASA

Washington - Die USA wollen bis in die 2030er-Jahre einen bemannten Flug zum Mars unternehmen. Ein Problem, das es dabei zu überwinden gilt, ist die für Menschen gefährliche kosmische Strahlung, die ein künftiger Astronaut auf der interplanetaren Reise abbekommen würde. Die Nasa veranschlagt die reine Flugzeit zum Mars und retour mit 360 Tagen.

Um zu einer realistischen Bewertung der Strahlengefahren zu kommen, haben Wissenschafter das Raumfahrzeug, das den Rover "Curiosity" in 253 Tagen von der Erde zum Mars flog und ihn dort im vergangenen August absetzte, mit einem Strahlendetektor versehen. Das Raumfahrzeug verfügte über eine Abschirmung, die in ähnlicher Form auch bei künftigen bemannten Missionen eingesetzt werden soll und etwa viel stärker als jene der Apollo-Raumkapsel ist. "Daher sind unsere Messwerte die Ersten ihrer Art", sagt Cary Zeitlin vom Southwest Research Institute in Colorado. Die Forscher berichten von den Messergebnissen in der Fachzeitschrift "Science".

Die Daten, die der Radio Assessment Detector (RAD) auf der Curiosity- Fähre sammelte, sind die bisher besten, um die Strahlengefahr einer Reise über das schützende Magnetfeld der Erde hinaus abschätzen zu können. Das Ergebnis: Während der 360-tägigen Reise würden Astronauten eine Strahlendosis von 662 Millisievert abbekommen. Zum Vergleich: Astronauten, die sich sechs Monate auf der Raumstation ISS aufhalten, sind durchschnittlich einer Dosis von 75 Millisievert ausgesetzt. Bei einer Computertomografie sind es acht Millisievert.

Maximal 1.000 Millisievert pro Astronautenkarriere

Die Nasa legte fest, dass ein Astronaut im Lauf seiner Karriere maximal 1000 Millisievert, also einem Sievert, ausgesetzt sein darf. Bedenkt man, dass bei diesem Wert das Risiko, an Krebs zu sterben, bei etwa drei Prozent liegt, wird eine Mars-Reise zu einem riskanten Unternehmen. Als Normalbürger ist man pro Jahr etwa einer Strahlung von vier Millisievert ausgesetzt.

Den 662 Millisievert wären die Mars-Reisenden allerdings allein auf dem Flug ausgesetzt. Noch nicht eingerechnet ist dabei die Strahlendosis, die die Astronauten im Zuge ihres Aufenthalts auf dem Roten Planeten abbekommen. "Manche der Szenarien", so Zeitlin, "gehen davon aus, dass der Reise zum Mars ein 500-tägiger Aufenthalt auf der Oberfläche folgt. Der Aufenthalt auf der Oberfläche ist der längste Zeitraum."

Eine weitere Einflussgröße ist der Sonnenzyklus: Das Sonnenmaximum, mit dem ein starkes Magnetfeld einhergeht, fiel während des Flugs der Fähre schwächer aus als prognostiziert. Die Strahlung war also vergleichsweise hoch. In einem nächsten Schritt sollen die Strahlenmengen, denen der Rover auf dem Mars ausgesetzt ist, analysiert werden, um die Belastung an der Oberfläche zu prognostizieren. (pum, DER STANDARD, 31.05.2013)