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Pasching hat heuer im Cup alles weggehaut, was es wegzuhauen gab.

Foto: APA/Pfarrhofer

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Daher hat man sich das Bejubeln der bisher größen Überraschung der österreichischen Pokalgeschichte auch redlich verdient (links vorne Torschütze Sobkova).

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Wien - Es war herrlich. Im Anlauf auf den Anpfiff hatte der Regen am Donnerstagnachmittag noch einmal zugelegt, es schiffte wie im Pissoir eines Festzelts auf der Wiesn. Nicht mehr lange, und der souveräne Meister würde gegen den ambitionierten Herausforderer aus der dritten Liga um den zweitwichtigsten Preis des österreichischen Fußballs antreten.

Der beste Klub der Welt sei der FC Pasching, fanden dessen Getreue auf ihrem Spruchband. Gewiss, das entsprach nicht zu hundert Prozent dem Objektivitätsgebot, aber hatte der von Austria Wiens Peter Stöger als "untypisch" eingeschätzte Regionalligist nicht den SK Rapid (sehr überzeugend) und Red Bull Salzburg (beinahe infam) aus dem Bewerb entfernt? Man war wild entschlossen, sich auf das Bestmögliche zu freuen. An einem herbstlichen Nachmittag, in einem Happel-Stadion das Wembley glich. Beinahe.

Auf gut gewässertem Grund, setzte die Austria von Anfang an auf ihr so bewährtes Modell passorientierter Spielkontrolle. Und man klopfte gleich einmal an, bei Hans Peter Berger. Einen Freistoß von Alexander Gorgon wehrte Paschings Tormann nicht ganz unglücklich über die linke Stange ab (5.). Der Außenseiter jedoch machte seinerseits durch die ein oder andere Intervention der robusten Art klar, dass er nicht gewillt war, sich mit der Rolle des Zaungastes zufrieden zu geben.

Der Außenseiter übernimmt das Kommando

Nach einer Viertelstunde hatte Austria-Keeper Heinz Lindner schon die zweite große Gelegenheit der Oberösterreicher entschärft – nach einem Schuss von Daniel Sobkova auch den frechen Fersenversuch von Ivan Kovacec aus kurzer Distanz (14.). Die Mannschaft aus der dritten Klasse war nun ebenbürtig. Mindestens. In einer Manier, die von mentaler wie handwerklicher Kompetenz zeugte, wurden die Wiener nun auf ihre defensiven Meriten reduziert.

Der Ball wanderte manierlich durch grün-schwarze Reihen, auch das Flügelspiel wurde nicht vernachlässigt: Kovacec (links) und Philipp Schobesberger (rechts) machten ordentlich Betrieb. Wohlwollend kalkulierte 16.500 Zuschauer zählten in der ersten Halbzeit eine Cornerbilanz von 9:4 zugunsten Paschings, das ganz offensichtlich dabei war, seine Chance beim Schopf zu packen. Das Fähnlein der Oberösterreicher auf den Rängen hatte sich angeschickt, die violette Übermacht zu übertönen.

Nur sporadisch machte die phlegmatische Austria von sich reden. Gorgons Flachschuss touchierte die andere Stange des Paschinger Kastens (23.), wenig später verhinderte Berger bei einem weiteren Freistoß die Führung des Meisters. Sie wäre nicht verdient gewesen. Nach einer halben Stunde war folgerichtiger Weise wieder Lindner an der Reihe – er beförderte einen Kopfball aus der Gefahrenzone. Bei der Flanke davor hatte allerdings der Ball die Torauslinie allerdings bereits überschritten.

Guten Morgen!

Es klingelte unmittelbar nach Wiederbeginn. Der fulminante Kovacec schnürte Fabian Koch einen veritablen Knopf in die Beine, seine Flanke köpfelte der nicht sonderlich bestimmt gestörte Daniel Sobkova zum 1:0 ein. Nun endlich wurde die Austria energischer, versuchte die Schlagzahl zu erhöhen. Berger, ein spektakulärer Vertreter seines Fachs, geriet in den Mittelpunkt des Geschehens. Erst schnitt bei einem Kopfball des eingewechselten Tomas Simkovic beherzt durch die Lüfte (62.),  vereitelte bei einem Schuss von Tomas Jun (68.) die bis dahin beste Gelegenheit der Austria und warf sich resolut auch noch Philipp Hosiner in den Weg. Stöger hatte zu diesem Zeitpunkt mit Roman Kienast bereits einen weiteren Stürmer in die Waagschale getauscht.

Im Fall des Falles: Berger

Pasching war nun in schwere See geraten, hätte nach einem weiteren Corner aber die Partie entscheiden können. Marco Perchtolds Bein war nur ein bisschen zu kurz um die Hereingabe einzuschieben (72.). Trainer Gerald Baumgartner verstärkte mit Stefan Petrovic seine aufgeweichte Defensive, Torschütze Sobkova verließ das Feld. Bei einem Gegenstoß kam Ignacio Casanova, Paschings mit fünf Treffern im laufenden Bewerb prinzipiell gefährlichste Kraft, zu seinem ersten Abschluss. Doch er brachte keinen Druck hinter seinen Kopfball. Es hätte weitere Gelegenheiten für Konter gegeben, doch Pasching war jetzt nicht mehr in der Lage, seine Angriffe fertigzuspielen. Auch gelang es nicht mehr, die Austrianer durch frühes Stören vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Das große Keuchen hatte wohl eingesetzt.

Blitzartige Leere

Jedoch, man wankte, kämpfte rettete sich über die von Schiedsrichter Eisner sehr generös um vier Minuten aufgestockte Zeit. Am Ende hatte Pasching nach dem Dritten und Zweiten auch die Nummer eins der Bundesliga auswärts bezwungen - verdienter kann ein Titel nicht gewonnen werden. Unwürdig, dass die Pokalübergabe vor beinahe leeren Rängen über die Bühne ging, die Atmosphäre kam längst nur noch aus der Konserve.

Da Pasching nun nächste Saison erst im Playoff zur Europa League ins internationale Geschäft einsteigt, müssen Sturm Graz (2. Runde) und Rapid (3. Runde) auf dem Weg Richtung Gruppenphase eine Hürde mehr überspringen. Das alles unter dem Vorbehalt, dass die UEFA nichts gegen die Teilnahme des historischen Erstlings einzuwenden hat, dessen Budget zu 80 Prozent von Red Bull gestemmt wird. Schließlich nimmt ja auch Vizemeister Salzburg am Europacup teil - und ein Chef bei zwei Klubs geht bekanntlich nicht. Zunächst hat der ÖFB alle Unterlagen angefordert, zum wiederholten Mal. Vermutlich zwecks einer Prüfung. (Michael Robausch - derStandard.at, 30.5.2013)

Fußball-ÖFB-Cup-Finale 2013:

FK Austria Wien - FC Pasching 0:1 (0:0)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 16.500, SR Rene Eisner.

Tor: 0:1 (47.) Sobkova

Austria: Lindner - Koch (78. Stankovic), Rogulj, Ortlechner, Dilaver - Holland - Gorgon, Mader (54. Simkovic), A. Grünwald (65. Kienast), Jun - Hosiner

Pasching: Berger - Kerschbaumer, Grasegger, Kablar, Prettenthaler - Perchtold - Schobesberger (70. Hamdemir), Sobkova (79. Petrovic), Krammer (82. Mössner), Kovacec - Casanova

Gelbe Karten: Rogulj, Holland bzw. Krammer, Prettenthaler, Kerschbaumer, Petrovic