Hybrid statt Diesel
Lexus IS: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es
Sobald der IS loslegt, ist Lexus die erste Automarke, deren ganze Modellpalette mit ökokorrektem doppeltem Antrieb erhältlich ist
Ansichtssache
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Andreas Stockinger
Und sonst? Grimmiger Blick, verwegener Stil
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Ausnahmen bestätigen die Regel, die Ausnahme bei Lexus vom Hybrid- Regelfall hieß bis vor kurzem LFA. Der Supersportwagen war, wenn man so will, konventionell motorisiert und ging handverlesen an die Kunden, zählte also quasi nicht.
Er sei aber im Zusammenhang mit Lexus allgemein und mit dem IS speziell deshalb erwähnt, weil Konzernchef Akio Toyoda seinen Designern regelmäßig das Mantra "Emotionen" um die Ohren haut und weil der LFA-Kühlergrill beim IS am bisher attraktivsten in Richtung Großserie weitergedacht wurde.
Der IS verkörperte zwar in der betulich-elegant gehaltenen Lexus-Palette immer schon den wilden Hund, den Draufgänger, jetzt aber scheint er völlig losgelassen von der Leine (obwohl sich das im Interieur wieder beruhigt; wohl auch aus medizinischen Gründen: runter mit Puls und Blutdruck!). Mehr noch: Dieser "Hund" bellt nicht nur, er kann auch beißen.
Um das sicherzustellen, haben die Ingenieure einen neuen 2,5-Liter-4- Zylinder entwickelt (klingt eher nach Up- denn Downsizing), mit Direkteinspritzung und variabler Nockenwellenverstellung, der sich mit 181 PS ziemlich präzise zwischen dem aus dem Prius bekannten "kleinen" 4-Zylinder (99 PS) und dem bei den größeren Lexus-Modellen eingesetzten 3,5-Liter-V6 (292 PS) positioniert.
Unschwer lässt sich daraus schließen, dass diese Maschine zum Basisaggregat für eine ganze Familie neuer Hybridfahrzeuge aus dem Toyota-Konzern wird.
Kombiniert ist das Aggregat im IS 300h (alternativ gibt's noch den konventionell angetriebenen IS 250) mit einem potenten Drehstrom- Synchronmotor (105 kW), und aus dem von Lexus gewohnt souveränen Zusammenspiel der hybriden Kräfte resultiert eine Systemleistung von 223 PS.
Batterietechnisch setzt man auf Altbewährtes: Nickel-Metallhydrid- Batterie, unterm Kofferraum verbaut, wodurch die Rückbank umlegbar ist.
Besonders löblich sei erwähnt, dass Lexus bei der idealen Gewaltentrennung bleibt - vorne lenken, hinten antreiben -, und damit sind wir im Fahrkapitel. Klar, im direkten Vergleich mit dem Haupt- und Wunschgegner BMW müsste er sich im Kurvenreich natürlich geschlagen geben, nehmen wir einen 328i mit 245 PS und 1505 kg Leergewicht - dem stünde ein hybridbedingt vergleichsweise massiger 1755-Kilo-IS gegenüber. Allerdings würde der dem Bayern im Realverbrauch, speziell innerstädtisch, zeigen, wo der Sumoringer den Most holt.
Lassen wir das fahrdynamische Maß der Dinge indes beiseite, so darf man den Lexus-Fahrwerkern auf die Schulter klopfen, speziell für die Abstimmung der Version F Sport. Stolz sind die Japaner auf ihr adaptives variables Fahrwerk AVS (nur für F Sport) - überlegenswerte Investition, kostet 1483 Euro - sowie auf das vom LFA abgeleitete Cockpit.
Lustig auch die Active Sound Control (ASC), mit der sich artifizieller sonorer Sportsound geregelt zuschalten lässt.
Ja, und was wird im 90-Prozent-Fahralltag passieren? Man wird die geradlinige Wohlfühlatmosphäre genießen, da ist alles dick in Leder eingepackt, sich freuen über ein Infotainment-/Sicherheitspaket, das kaum Wünsche offenlässt - und dem draufgängerischen äußeren Erscheinungsbild einen distinguierten fahrerischen Kontrapunkt entgegensetzen.
Den einen oder anderen Kilometer elektrisch fahren. Ehrgeiz entwickeln, hier und da noch ein Tröpferl Sprit einzusparen. Sich stets guten Ökogewissens schlafen legen. Und sich im Traum vielleicht fragen: Wollen die von diesem lässigen Auto wirklich keinen Kombi bauen?! (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 31.5.2013)
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