Der Saab 96: Von 1960 bis 1980 gebauter Evergreen, der trotz seines liebreizenden Aussehens auch die Rallye-Szene aufmischte.

Foto: saab

Das Zweitauto meines Vaters war ein Saab 96. Er liebte dieses Auto. Ich liebte es auch. Es war zwanghaft. Ich musste damit fahren. Dass ich keinen Führerschein hatte, noch nicht einmal 18 war, dass mein Vater das nie und nie erlaubt hätte - das würzte die Ausfahrt.

Mein erstes Ziel war ambitioniert: das U4, die Disco in Meidling. Ich würde mit dem Saab vorfahren, Herrgott, so cool!

Zuerst musste ich das Auto beherrschen lernen. Der Saab 96 hatte eine Handschaltung und als Besonderheit einen Leerlauf: Wenn man vom Gas ging, kuppelte er aus. Es gab also keine Motorbremse. Da ich prinzipiell ja kaum Praxis und Erfahrung mit dem Autofahren hatte, war es auch kein Aufwand, mich umzustellen.

Die Sache mit dem Trick

Das Auto, der Saab-Kenner wird es schon ahnen, hatte aber auch noch eine andere Besonderheit. Ich parkte also vor dem U4 und wollte mich lässig aus dem Wagen schwingen, bekam dann aber den Schlüssel nicht aus dem Zündschloss. Es dämmerte mir, irgendwo hatte ich schon davon gehört: Es gab einen Trick. Man musste etwas machen. Nur, was? Ich probierte alles. Blinken, Scheibenwischer, Kofferraum auf, Motorhaube auf, ich machte mich vor dem U4 zum Idioten. Der Schlüssel ließ sich nicht abziehen.

Ich war zwar vorgefahren, hatte das U4 aber nicht betreten: Ich fuhr wieder nach Hause, stellte den Wagen ab, ließ den Zündschlüssel stecken. Recherchierte. Die Lösung: Der Zündschlüssel kann nur bei eingelegtem Rückwärtsgang abgezogen werden. Das musste man wissen. Für das nächste Mal. (Michael Völker, DER STANDARD, 31.5.2013)