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Die Polizei hat mehrere hundert vermummte Aktivisten bei der Blockupy-Demo in Frankfurt eingekesselt.

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Augenzeugen zufolge setzte die Polizei auch Pfefferspray ein.

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Frankfurt am Main - Bei den kapitalismuskritischen Blockupy-Protesten in Frankfurt am Main haben am Samstag mehrere tausend Menschen vor allem gegen die EU-Politik in der Finanz- und Schuldenkrise protestiert. Allerdings stoppte die Polizei den Protestzug schon eine halbe Stunde nach dem Start und kesselte eine Gruppe von mehreren hundert Demonstranten ein. Am Samstagabend führten Einsatzkräfte Aktivisten einzeln aus diesem Bereich ab. Größere Krawalle oder Auseinandersetzungen blieben aber aus.

An der Großdemo nahmen laut Polizei insgesamt rund 7.000 Menschen teil, die Veranstalter sprachen sogar von über 20.000. Kurz vor dem Sitz der Europäische Zentralbank (EZB) stoppte die Polizei den Zug und trennte mit einem Großaufgebot einen Block von den anderen Demonstranten ab. Dabei setzten Beamte auch Pfefferspray ein. Ein Polizeisprecher begründete den Einsatz damit, dass einige Demonstranten vermummt gewesen oder "Passivbewaffnung" wie Schilde bei sich getragen hätten. Auch Feuerwerkskörper seien abgefeuert worden.

Stillstand

Nach stundenlangem Stillstand begannen Beamte am späten Samstagnachmittag, Aktivisten aus den von den übrigen Demonstranten abgegrenzten Block einzeln abzuführen. Es würden ihre Personalien aufgenommen, danach werde ihnen ein Platzverweis erteilt, sagte ein Polizeisprecher. Durch das Einschreiten der Polizei stoppte der gesamte Protestzug. In der Nähe des eingekesselten Bereichs demonstrierten am Samstagabend noch mehrere hundert Menschen weiter.

Die Blockupy-Organisatoren erhoben schwere Vorwürfe gegen die Polizei. "Die Strategie der Polizei ist offensichtlich: Sie will eskalieren", erklärte Blockupy-Sprecher Roland Süß. Die Polizeiführung in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden habe jede Kooperation abgelehnt, kritisierte er. "Alles deutet darauf hin, dass diese Eskalation von der Polizeiführung in Wiesbaden von langer Hand vorbereitet und der Kessel an dieser Stelle von vornherein geplant worden ist", zeigte sich Blockupy-Sprecherin Ani Dießelmann überzeugt.

Es sei "unglaublich", wie die Demonstrationsfreiheit außer Kraft gesetzt werde, sagte der Anmelder der Demonstration, Werner Rätz, am Rande der Proteste. Er gehe davon aus, dass es sich "um ein politisch inszeniertes Spektakel" handle.

Tagelange Proteste

Bereits am Freitag hatten mehrere hundert Blockupy-Aktivisten in Frankfurt protestiert. Sie versuchten unter anderem die EZB im Frankfurter Bankenviertel zu blockieren. Die Polizei sicherte die weiträumig abgesperrte Notenbank mit einem Großaufgebot.

Vor einem Jahr hatten die ersten Blockupy-Proteste für einen tagelangen Ausnahmezustand in Frankfurt gesorgt. Bis auf eine Großdemo waren im Mai 2012 aus Sorge vor Ausschreitungen alle Aktionen verboten worden. Das öffentliche Leben in der Innenstadt war deshalb tagelang in weiten Teilen lahmgelegt. Am Ende blieb es aber weitgehend friedlich. (APA, 1.6.2013)