Arzt, Ökonom und künftig Banker: Sanjeev Kanoria.

Foto: Hypo Alpe Adria

Bisher überließ Sanjeev Kanoria das Rampenlicht eher seinen beiden Brüdern, die als Finanzexperten gefragte Gäste in Indiens Börsenkanälen sind. Die wenigen Fotos, die es von ihm gibt, zeigen einen sportlich aussehenden, schlanken Mann mit jugendlichen, etwas eckigen Gesichtszügen.

Brite mit indischen Wurzeln

Auch privat ist nicht allzu viel bekannt über den 49-Jährigen, der mit seiner Finanzholding Anadi die österreichische Hypo Alpe Adria gekauft hat. Dabei entstammt der Brite mit indischen Wurzeln der prominenten Geschäftsfamilie Kanoria, die in Indien ein milliardenschweres Geschäftsimperium regiert. Sanjeev Kanoria selbst lebt seit Jahrzehnten mit seiner Frau Sangeeta in London. Jüngst wurde der britische Staatsbürger für seine 20-jährige Tätigkeit im Vereinigten Königreich sogar für den "Order of the British Empire" nominiert. Von London aus nimmt er die europäischen Interessen der Familie wahr.

Hemant, Sunil, Sanjeev

Die stammt aus Kalkutta, wo seine Eltern und Brüder auch weiterhin leben. Die Kanorias sind eine typische indische Geschäftsfamilie: Alle drei Brüder sind an der Firmengruppe Srei beteiligt, Primus inter Pares ist der älteste Sohn Hemant. Nach eher bescheidenen Anfängen mit zwei Getreidemühlen hat er die Gruppe aufgebaut und zu einer ersten Adresse auf dem Finanzmarkt gemacht. Bis heute leiten er und sein Bruder Sunil die Finanzgruppe, die an der Börse in Mumbai und London notiert ist. Die Srei-Gruppe operiert in verschiedenen Geschäftsfeldern und gilt als Pionier bei der Finanzierung von Infrastrukturprojekten. Ihr Wert wird mit rund elf Milliarden Dollar beziffert.

Die Hypo-Alpe-Adria-Bank beschreibt Sanjeev Kanoria als vielseitigen, professionellen und erfahrenen Geschäftsmann. Was ihn hervorhebt, ist seine berufliche Ausbildung. Er studierte zuerst Medizin und erwarb den Doktor, bevor er 1997 einen Master an der London Business School machte.

Vielseitig

Diese Kombination war von Anfang an sein Trumpf. Seine Karriere startete er denn bei McKinsey in London, wo er europäische Unternehmen im Bereich Gesundheit und Finanzen beriet. Später baute der Experte für Lebertransplantationen in Großbritannien das Gesundheitsunternehmen Advinia Health Care mit mehr als 1.000 Mitarbeitern auf, das mehrere Auszeichnungen erhielt. Seinen Neuerwerb in Kärnten, die Hypo Österreich, will er mit seiner Expertise unterstützen, kündigte ihr künftiger Eigner an. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 3.6.2013)