In Kroatien haben katholische Gruppen mehr als 700.000 Unterschriften für ein Referendum gegen die geplante eingetragene Partnerschaft gesammelt. Als Vorbild nennen sie ausdrücklich die französischen Proteste gegen die Homo-Ehe.

Sie glauben, dass Kinder, die bei homosexuellen Eltern aufwachsen, suizidgefährdet seien. Sie finden, dass es nicht gut sei, wenn Kinder in der Schule lernten, dass Homosexualität normal ist. Gleichzeitig beteuern sie aber, sie seien nicht homophob. In den vergangenen Tagen sammelten hunderte Freiwillige überall in Kroatien Unterschriften für ein Referendum, durch das die Ehe als exklusive Gemeinschaft zwischen Mann und Frau in der kroatischen Verfassung verankert werden soll.

Proteste in Frankreich als Inspiration

Die 30 meist der katholischen Kirche nahestehenden Organisationen haben 710.000 Unterschriften zusammengebracht, was mehr als einem Sechstel der Bevölkerung entspricht - 450.000 hätten fürs Referendum gereicht.

Die jungen Leute der Organisation "Im Namen der Familie", die auf den Plätzen in Zagreb neben Tüchern standen, auf denen die Vorstellung ihrer Idealfamilie (Vater, zwei Kinder, Mutter) aufgemalt war, verweisen auf die Proteste gegen die Homo-Ehe in Frankreich als Inspirationsquelle und darauf, dass in Ungarn die Exklusivität von Ehe zwischen Mann und Frau bereits in der Verfassung verankert wurde.

Gaypride-Organisator sieht homophobe Kampagne

Andere Menschen in Kroatien, die nicht in dieses Bild passen, spüren laut eigenen Angaben "wachsenden sozialen Druck". Marko Jurcic etwa, der die Gaypride in Zagreb organisiert, spricht von einer "homophoben Kampagne". "Die Initiatoren des Referendums wollen sichergehen, dass Kroatien nicht denselben Weg geht wie das säkulare Europa", sagt er. Jurcic verweist darauf, dass die kroatische Regierung ohnehin keine Homo-Ehe geplant hat, sondern eine eingetragene Partnerschaft, die heuer gesetzlich verankert werden soll.

Bei der Kampagne gehe es also nicht um eine rechtliche, sondern um eine soziale Frage, meint er. "Man schafft eine Atmosphäre, in der eine halbe Million Kroaten gegen Schwule auftreten". In einigen Familien sei es deshalb zum Bruch gekommen, weil die Eltern von Homosexuellen für das Referendum unterschrieben hätten. In der Vorwoche seien zudem die Übergriffe auf Homosexuelle gestiegen. "Da wurden Leute angespuckt, geschubst und verbal angegriffen", so Jurcic. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 3.6.2013)