Kaum jemand gibt sich heute noch mit einem einzigen Bildschirm zufrieden. Viele besitzen ein Smartphone oder ein Tablet und konsumieren darauf regelmäßig Medieninhalte. Eine Entwicklung, die auch den US-TV-Netzwerken nicht verborgen geblieben ist, und die sie zunehmend zu nutzen versuchen. Das Wall Street Journal berichtet.
Hintergrundgeschichte für das Handy
Im Fachjargon spricht man von der "Second Screen Opportunity". Mittlerweile bieten AMC, Fox und Co für zahlreiche Serien Zusatzinhalte für mobile Geräte. Zuletzt nahm ein AMC-Filmteam im kanadischen Vancouver Material auf, das im Rahmen der Premiere der dritten Staffel von "The Killing" exklusiv auf Smartphones, Tablets und Laptops zu sehen war.
Die Zuseher erhielten darin einen Einblick in das Leben des auf der Straße lebenden Teenagers "Bullet", einer neuen Figur. Ähnliche Angebote stellt AMC auch für andere Erfolgsproduktionen wie "The Walking Dead" und "Breaking Bad" bereit. Die Zusatzinhalte sollen die Zuseher stärker an die jeweilige Serie binden und ihr Interesse hoch halten. Gleichzeitig bietet das Mobilgerät eine weitere Gelegenheit zur Auslieferung von Werbung.
Großes Potenzial
Laut Erhebungen von Nielsen beschäftigen sich 40 Prozent der Amerikaner während des Fernsehens mit ihrem mobilen Endgerät. Ergänzen lässt sich dies mit Zahlen von GfK.
70 Prozent aller User, die die Website von TV-Shows aufrufen, tun dies um dort ganze Folgen on-demand anzusehen. Zwei Drittel informieren sich über die Ausstrahlungstermine, 27 Prozent klicken sich auf Social Media-Seiten weiter. Immerhin 15 Prozent sehen sich heute schon neuen Content an, der synchron zum TV-Programm läuft.
Gezielter Einsatz
Auch andere Netzwerke experimentieren mit dem "Second Screen". MTV nutzt eine App, um neue Figuren in "Teen Wolf" einzuführen. Zuseher der kommenden Serie "Graceland" können jenes Haus erforschen, in dem die Hauptdarsteller, zwei Polizeiermittler. Wohnen. Je weiter die Serie fortschreitet, desto mehr Türen öffnen sich, hinter denen sich Einblicke in die Geschichte der Charaktere finden.
Was wann geliefert wird, muss freilich gezielt festgelegt werden. Fox, das wie das Wall Street Journal dem News Corp.-Konzern gehört, bringt bei Comedyserien häufiger Videos mit Wiederholungen lustiger Momente. Seltener gibt es Clips für Thriller wie "Bones". "Wir sind sehr vorsichtig mit unserer Programmierung", erklärt David Wertheimer, der den Bereich Digital leitet. "Wir wollen Mehrwert schaffen und nicht ablenken."
Bei AMC wiederum arbeitet man eng mit Produzenten und Drehbuchautoren von "The Killing" zusammen um passende Möglichkeiten für Zweitbildschirminhalte im Skript zu finden. Neben Hintergrundgeschichten lassen sich parallel zur Sendung beispielsweise Obduktionsberichte einsehen oder Tatortfotos, die am TV-Screen nur kurz auftauchen. (red, derStandard.at, 03.06.2013)