"Die Schwarze Botin - remastered and remistressed 2013" feiert im Rahmen der Festwochen seine Uraufführung.

Foto: Armin Bardel

Wien - "Die Schwarze Botin - remastered and remistressed 2013" nennt die deutsche Bühnenbildnerin Barbara Ehnes ihre neue Arbeit, die am Mittwoch im Rahmen der Wiener Festwochen im Schauspielhaus Wien uraufgeführt wird. Im Mittelpunkt der Performance stehen dabei jene Frauen, die die feministische literarische Zeitschrift "Die Schwarze Botin" Ende der 1970er und in den 1980er-Jahren mit Texten belieferten. 25 Jahre nach Einstellung der Zeitschrift lässt Ehnes das Publikum an einer Redaktionskonferenz für eine einmalige Sondernummer teilhaben, in der die Texte von damals auf ihre heutige Gültigkeit überprüft werden.

Suche nach den Redakteurinnen von damals

Barbara Ehnes selbst kam bereits im Teenageralter mit der "Schwarzen Botin" in Berührung: Anfang der 1980er habe sie eine Ausgabe in einem Frauenbuchladen erworben und nach der Lektüre "alle vorherigen Nummern aufgekauft". Immer wieder habe sie sich im Laufe der Jahre gefragt, was jene Autorinnen, die nicht so bekannt wie Elfriede Jelinek wurden, heute wohl denken. Also begab sich Ehnes im Auftrag des Schauspielhauses Wien auf die Suche nach den damaligen Redakteurinnen, um die Texte von damals gemeinsam neu zu befragen.

Die Suche gestaltete sich als nicht einfach - doch schließlich konnte Ehnes einige Frauen auffinden und interviewen, darunter Ginka Steinwachs, Liesl Ujvary, Mona Winter und Heidi von Plato. Aus den Interview-Mitschnitten sowie Redaktionssitzungen, die "in verschiedensten Konstellationen stattgefunden haben" und bei denen die alten Texte diskutiert wurden, entstand in enger Zusammenarbeit mit der Dramaturgin Elisabeth Burchhardt eine Strichfassung, die als Basis für den Theaterabend dient. "Aber natürlich haben die Autorinnen zu diesen Fassungen wieder etwas dazugeschrieben", sagt Ehnes.

Bruch mit Traditionen

Und so ist "Die Schwarze Botin 2013" eine "Mischung aus durchgegorenen Essenzen der Diskussionen und Etappen, wo spontane Diskussion stattfindet. Intellektuelle Frauen wiederholen sich ja ungerne", so die Künstlerin. Die Texte werden im Rahmen der Aufführung kurz vorgestellt und diskutiert. Die Entscheidung, Kurzfassungen vorzutragen, sei gar nicht so einfach gewesen. "Die Politik war damals, die Texte unzensiert und ungekürzt stehen zu lassen", erklärt Ehnes den Bruch mit der Tradition. "Wir haben viele Formen gesucht und gefunden."

Die gemeinsamen Treffen, zu denen auch junge Autorinnen und Wissenschafterinnen geladen wurden, waren ein spannender Prozess. Die jungen Frauen seien laut Ehnes "sehr in der feministischen Queer-Szene unterwegs". "Es gab eine langsame Annäherung, getragen von Offenheit seitens der Jungen, die mit vielen Fragen angereist sind", erinnert sie sich an die ersten Treffen. In weiterer Folge haben sich die Jüngeren in die Texte der älteren Frauen "eingeschrieben".

"Aber auch die Älteren stellen Fragen, etwa zur heutigen Terminologie. 'Die Schwarze Botin' war schließlich eine intellektuelle literarische Zeitschrift, das war auch immer eine Ästhetik-Diskussion", sagt Ehnes. "Wenn es um Sprache geht, prallen unterschiedlichste Meinungen zusammen. Auf der Bühne werden die Frauen nie auf einen Konsens kommen." Die Heftausgabe "Die Schwarze Botin - remastered and remistressed 2013" bannt den flüchtigen Abend jedenfalls auf Papier.(APA/red, dieStandard.at, 3.6.2013)