"Leistungslust und Lebensfreude gehören zusammen. Frustrierte Menschen haben ein blockiertes Leistungsvermögen und eine eingeengte Leistungsperspektive", sagt Alfred Kirchmayr. Er rät deshalb, die humorvolle Betrachtung des beruflichen Geschehens nicht zu kurz kommen zu lassen. Das entspanne Mensch und Situation und wirke so in doppeltem Sinn: zum einen als wirksame betriebliche Stressbremse, zum anderen als beachtlicher Leistungsförderer.
Humor verhindere das Verzetteln der Kräfte in unproduktivem Ärger und Verbeißen in einmal eingenommenen Positionen und fördere so die Bereitschaft, die Dinge unverkrampfter aus nicht nur einer Perspektive zu betrachten. Dadurch verringere ein Betrieb die Gefahr, sich mit zu eindimensionalem Denken vermeidbare Probleme einzuhandeln, während gleichzeitig durch die breitere Betrachtungsweise dessen Chancen steigen, neue Möglichkeiten zu erkennen.
Doppelter Nutzenstifter
"Um wie viel effizienter könnte das betriebliche Geschehen werden, würde diese betriebswirtschaftliche Wirkung des Humors mehr bedacht", merkt Kirchmayr an. So wie Fehler, wenn sie mehr sach- als schuldorientiert analysiert werden würden, außerordentlich hilfreiche Fingerzeige auf Verbesserungs- und Optimierungsmöglichen oder wünschenswerte Verhaltensänderungen sein können, führe auch die von ein wenig mehr Humor ertragene Zusammenarbeit rascher und mit weniger Aufwand in der Sache weiter als langatmige Besprechungen mit ihren meist von allerlei Selbstdarstellungs- und Selbstschutzbemühungen geprägten Auseinandersetzungen.
"Die im Humor zutage tretende innere Distanz zu dem Äußeren wirkt deshalb so leistungsstimulierend, weil sie viel von dem Sand beseitigt, der das betriebliche Getriebe zulasten der Effizienz häufig unnötig schwergängig macht", beschreibt Kirchmayr die Zusammenhänge.
Durch den Humor werde die Kunst des Drüberstehens gefördert, und dadurch würden im beruflichen genauso wie im privaten Zusammenleben viele von den nur zu oft hausgemachten Reibereien vermieden.
Insofern wirke Humor immer wieder als doppelter Nutzenstifter: Er beflügele die Leistung und schütze die Gesundheit. Vorgesetzte, die die Kunst beherrschten, mit etwas Selbstdistanz und einem Schuss Humor zu führen, seien nachweislich die wirkungsvolleren Vorgesetzten, weil sie viel leichter den Zugang zu ihren Leuten fänden.
Gerade in heiklen, kritischen oder krisenhaften Situationen trage das erheblich zur Problembewältigung bei. Ein weiterer Punkt, der die leistungssteigernde Wirkung des Humors erkläre. Tatkraft und die Bereitschaft, Anforderungen zu bewältigen, sich nicht entmutigen und unterkriegen zu lassen, könnten Vorgesetzte mit einer Dosis Humor ganz beträchtlich beleben.
In der humorvollen Einstellung blitze bei allem Ernst immer ein Funke entlastender Heiterkeit auf. Und die fördere das Gefühl, über den Dingen zu stehen und nicht unter ihnen begraben zu sein und von ihnen erdrückt zu werden. Das mache es möglich, sich mehr als Akteur und weniger als Getriebener zu fühlen - und dabei gleichzeitig auch als Betrachter des eigenen Tuns von außen.
Für die Effizienz des Tuns habe das einen ungeheuren Vorteil, weil es Distanz zu sich selbst, zum eigenen Erleben, Denken und Handeln ermögliche. Und diese Selbstdistanz schaffe den nötigen Freiraum für weniger dirigistisches, konfrontatives, nach allen Seiten offenes Zusammenarbeiten. Und das wiederum öffne die Türen für die geschmeidigere und zielstrebigere, unaufwändigere, weil reibungsfreiere Lösung von all dem, was im betrieblichen Alltag nun mal laufend gelöst werden müsse!
Kräfte und Nerven schonen
Kirchmayr: "Wer mit Humor durch den Arbeitstag geht, der entdeckt neue Möglichkeiten der Wahrnehmung und Auffassung, weil sich Fixierungen und Einengungen im Denken auflösen. Dadurch eröffnen sich bislang nicht erkannte Perspektiven und mit ihnen Möglichkeiten. Das Wollen, Berufliches wie Geschäftliches, bekommt eine andere Basis. Humor verändert auf gleichermaßen wohltuende wie nützliche Weise die Weltanschauung und zeigt bislang nicht erkannte Wege, oft auch aus Sackgassen, auf und befreit so zu neuer Tatkraft."
Ein wenig von diesem humorvollen, wissenden, weisen Lächeln würde bei vielen Problemlösungen weiterhelfen und erheblich dazu beitragen, Kräfte, Mittel und Nerven zu schonen, sagt er. "Die Verbissenheit und Humorlosigkeit unserer Welt, wir sollten sie endlich als das erkennen, was sie ist: ein Riesenproblem für unser aller Wohlergehen!" (Hartmut Volk, DER STANDARD, 1./2.6.2013)