Linz – Krisenstimmung herrschte angesichts des Hochwassers am Dienstag im Bezirk Urfahr-Umgebung im Mühlviertel: In Walding retteten sich Menschen vor den Fluten auf Hausdächer. Im nahegelegenen Feldkirchen mussten zahlreiche Gebäude evakuiert werden. Laut Auskunft der Feuerwehr waren rund 200 Personen betroffen. Ein Damm, der in Ottensheim Probleme bereitet hatte, konnte gesichert werden.

"Es schwimmt alles, das ist ein einziger See", schilderte ein Augenzeuge, der darauf wartete, dass ihn die Feuerwehr mit einem Boot abholte. In der Nacht habe sich die Lage verschärft. Am Montag hätten noch zwei Nachbarn dort, wo normalerweise eine Straße vorbeiführt, augenzwinkernd um einen Karpfen gestritten, berichtete der Mann, der nun vorübergehend bei Freunden unterkommt.

Großes Aufräumen in Schärding

Das große Aufräumen war in Schärding angesagt. Insgesamt 540 Personen – 250 Soldaten, 250 Feuerwehrleute und zahlreiche freiwillige Helfer – begannen damit, die Schäden zu beseitigen. Eine 90-Jährige, die am Montag wiederbelebt werden musste, war nach Auskunft des Spitals am Dienstag nach wie vor in kritischem Zustand. Sie lag auf der Intensivstation. Das Haus der betagten Frau war per Auto nicht mehr erreichbar gewesen, die Feuerwehr hatte die Retter mit einer Zille hingebracht.

Pegel in Schärding fallen

"Entspannung ist noch lange nicht in Sicht", betonte ein Mitarbeiter des Hydrografischen Dienstes des Landes. Einzig in Schärding wurde weiter ein stark fallender Pegelstand gemessen, kurz nach 10.00 Uhr lag er bei 6,36 Metern. In Linz waren es 9,17 Meter, Tendenz gleichbleibend, ebenso in Grein mit 8,53 Metern. Die Pegelstände sollten dort im Lauf des Nachmittags zurückgehen. In Mauthausen stieg das Wasser nach wie vor – auf zuletzt 14,40 Meter. Der prognostizierte Höchststand von 14,80 Meter wurde dort für den Nachmittag erwartet.

Hochwasser im Bezirk Eferding
Foto: Hermann Kollinger

Keine Probleme bei Voestalpine

Die Voestalpine mit Sitz in Linz hat aber am Dienstag Entwarnung gegeben: "Wir haben am Vormittag kurzfristig bei der Stromversorgung etwas machen müssen, sind aber im Vollbetrieb und haben keine Produktionsstörungen – wir sind im Vollbetrieb", sagte Unternehmenssprecher Peter Felsbach.

Das Werksgelände in der oberösterreichischen Landeshauptstadt sei nicht vom Hochwasser betroffen. Auch an den steirischen Standorten gebe es "keine Einschränkungen" bei der Produktion.

Einen Wassereintritt habe die Voest den Angaben zufolge lediglich im Service-Center in Linz erlitten, das sich aber außerhalb des Werksgeländes befinde, räumte Felsbach ein. "Das steht jetzt – aber da haben wir keine akuten Aufträge, die jetzt raus müssen", so der Sprecher. In der betroffenen Halle werde etwa der Zuschnitt für kleine Bestellmengen gemacht. "Dort wird man in den nächsten Tagen wissen, wie hoch der Schaden ist." Alles in allem habe die voestalpine aber "keine Probleme".

Evakuierungen in Grein

In Grein gab es Evakuierungen. Sonst stellte sich im Bezirk Perg heraus, dass umfangreichere Maßnahmen vorerst wahrscheinlich nicht nötig sind, hieß es vonseiten des Landes. In Linz wurde die Steyreggerbrücke in beiden Fahrrichtungen für den Verkehr gesperrt. Der Bezirk Urfahr-Umgebung hatte mit großflächigen Überschwemmungen zu kämpfen.

Schüler dürfen zu Hause bleiben

Die oberösterreichischen Schüler sind weiterhin entschuldigt, wenn ihr Schulweg unterbrochen oder zu gefährlich ist. Das teilte der Landesschulrat am Dienstag mit. Etliche Kinder und Jugendliche haben bisher davon Gebrauch gemacht, auch einige Lehrer konnten hochwasserbedingt nicht zum Unterricht erscheinen. In den am stärksten betroffenen Gebieten waren am Dienstag zahlreiche Schulen nach wie vor zu.

In Linz war die Berufsschule sechs geschlossen, weil der Strom ausfiel und die Fluchtwege auf das überflutete Urfahraner Jahrmarktgelände führen. In Schärding hatten mehrere Gymnasien zu, im Pflichtschulbereich gab es in der Innstadt aber bereits wieder einen Notbetrieb. Ebenfalls geschlossen blieben die Schultore in einigen Mühlviertler Orten, etwa in Perg, Baumgartenberg, Steyregg, Saxen, Walding, Goldwörth und Ottensheim. In Wilhering im Bezirk Linz-Land wurden die Kinder nach Hause geschickt, weil die Heimfahrt zu gefährlich wurde, das Stiftsgymnasium in der Gemeinde blieb überhaupt geschlossen.

Laut Bildungslandesrätin Doris Hummer sind auch Kindergartenkinder entschuldigt, wenn der Weg in die Betreuungseinrichtung zu gefährlich oder unterbrochen ist.

Ausmaße der Flut unterschätzt

Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer hat am Montag eingestanden, die Ausmaße der Fluten unterschätzt zu haben. "Die Prognose war falsch", sagte er nach der ersten Sitzung des Landeskrisenkoordinationsgremiums in einer Pressekonferenz in Linz. Den Voraussagen seien von den Bundesländern und Bayern zu geringe Parameter zugrunde gelegt worden.

Umweltlandesrat Rudi Anschober kündigte bei dem Termin für die kommenden Stunden ein Zittern angesichts der Brennpunkte – Grein (Bezirk Perg), das Innere Salzkammergut und Schärding – an. In der Stadt am Inn sei man bei der Dammhöhe an Grenzen gestoßen, bis 2016 müssten aber mit Unterstützung des Bundes weitere Teile geschützt werden. (APA/red, 4.6.2013)