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In Klagenfurt soll sich eine Historikerkommission mit Straßen- bzw. Institutionsnamen befassen.

Foto: APA/GERT EGGENBERGER

Klagenfurt - Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (FPK) will eine Historikerkommission mit Straßennamen bzw. Institutionen, die nach Persönlichkeiten der Zeitgeschichte benannt sind, befassen. Unter anderem geht es um Karl Lueger, Karl Renner und Julius Raab. Anders als im Jahr 2008, als in Klagenfurt vier Straßen umbenannt wurden, will Scheider von Umbenennungen absehen und gegebenenfalls erklärende Aufschriften über bedenkliche Haltungen der betreffenden Persönlichkeiten anbringen lassen.

"Ich verstehe die Idee als Aufklärung. Es geht darum, wichtige Lebenspunkte der Persönlichkeiten darzustellen", erklärte Scheider. Der Bürgermeister beruft sich unter anderem auf Marko Feingold, den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Salzburg. Der Überlebende von mehreren NS-Konzentrationslagern hatte erst kürzlich seinen 100. Geburtstag gefeiert und in Interviews die Umbenennung des Renner-Rings in Wien gefordert. Feingolds Vorwurf: Renner sei Antisemit gewesen und habe nach Ende des Zweiten Weltkriegs Juden, die das Konzentrationslager überlebt hatten, jahrelang nicht nach Wien zurückgelassen. In Klagenfurt ist eine Volksschule nach Renner benannt. Antisemitismus war auch der Grund, warum der Lueger-Ring in Wien im Vorjahr in Universitätsring umbenannt worden war.

Julius Raab und Franz Palla

Auf der Liste Scheiders steht unter anderem auch Julius Raab, der im Jahr 1929 den Korneuburger Eid unterschrieb, in dem sich die faschistischen Heimwehren auf die Abschaffung von Demokratie und Parlamentarismus festlegten. Die Historikerkommission wird aber wohl auch Franz Palla prüfen, nach dem eine Gasse in Klagenfurt benannt ist. Die Gasse führt just zum Krankenhausgelände, auf dem Palla in der Zeit des Dritten Reiches als Arzt tätig war und für Zwangssterilisationen und Zwangsabtreibungen verantwortlich gewesen sein soll.

Straßenumbenennungen 2008

Im Jahr 2008 wurden in Klagenfurt vier Straßen umbenannt, deren Namensgeber in engem Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus gesehen wurden. Betroffen waren die Philipp-Lenard-Gasse, die Prof.-Porsche-Straße, die Rauterstraße und die Hindenburgstraße. Scheider hat sich seit seiner Wahl im Jahr 2009 verstärkt des Themas angenommen. So wurde etwa die Klagenfurter Innenstadt mit "Stolpersteinen" versehen, die an deportierte jüdische Familien erinnern. Zudem wurde der viele Jahre lang vernachlässigte jüdische Friedhof restauriert. Bei einer Feier anlässlich der Sanierung war Marko Feingold anwesend, der sich bei der Gelegenheit auch in das Goldene Buch der Stadt Klagenfurt eintrug. (APA, 3.6.2013)