Die österreichischen Industrieregionen haben im vergangenen Jahr den im letzten Aufschwung erreichten Wachstumsvorsprung wieder verloren. Die höchste Wachstumsrate hatte 2012 das Burgenland, wo die reale Bruttowertschöpfung (ohne Land- und Forstwirtschaft) gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent zulegte. Vergleichsweise gut entwickelte sich die Wirtschaft nach Berechnungen des Wifo auch in Vorarlberg (+1,4 Prozent), Niederösterreich (+1,3 Prozent) und Tirol (+1,2 Prozent).
Großräumig betrachtet wuchs die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung im Westen mit +1 Prozent am stärksten vor dem Osten und dem Süden mit jeweils +0,7 Prozent. Die Südregion büßte gegenüber 2011 am meisten an Dynamik ein - in Kärnten betrug das Wachstum nur 0,1 Prozent.
Etwa im Österreich-Durchschnitt wuchs die Wertschöpfung zum einen in den großen Industriebundesländern Steiermark (+1 Prozent) und Oberösterreich (+0,8 Prozent), zum anderen in Salzburg (+0,9 Prozent), dessen Wirtschaft stärker auf Handel und Tourismus ausgerichtet ist. Obwohl die Wirtschaft in der Steiermark und in Oberösterreich ähnlich strukturiert ist, nahm aufgrund der Strukturunterschiede die Wertschöpfung der Sachgütererzeugung in der Steiermark kaum zu, in Oberösterreich dagegen relativ kräftig.
Wien wächst langsamer
In Wien war das Wirtschaftswachstum 2012 deutlich geringer als im Jahr zuvor. Mit Ausnahme des Bereiches Beherbergung und Gastronomie, der von der guten Entwicklung als internationale Tourismusdestination profitierte, blieb die Steigerung in allen Sektoren unter bzw. nahe dem Österreich-Durchschnitt.
Trotz flauer Konjunktur wuchs die Beschäftigung 2012 in allen Bundesländern über dem langfristigen Trend. Weil das Angebot an Arbeitskräften (+1,7 Prozent) aber noch rascher zunahm als die Nachfrage (+1,4 Prozent), stieg die Arbeitslosigkeit in den Städten trotzdem rascher als an der wenig dynamischen Peripherie.
Am stärksten nahm die unselbstständige Beschäftigung im Burgenland (+2,5 Prozent) zu, am wenigsten (+0,8 Prozent) in Kärnten. Solche Zuwachsraten seien in der Vergangenheit nur bei wesentlich höherem Wirtschaftswachstum verzeichnet worden, sagen die Wifo-Volkswirte. Der Zustrom ausländischer Arbeitskräfte sei im Vorjahr mit +8,2 Prozent besonders stark gewesen, aber auch die Erwerbsbeteiligung Älterer habe zugenommen.
Die Bruttowertschöpfung (BWS) umfasst den Produktionswert aller Endprodukte (ohne Vorleistungen) an Waren und Dienstleistungen und ist die Ausgangsbasis zur Berechnung des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Rechnet man zur Bruttowertschöpfung die Steuern hinzu und die Subventionen ab, kommt man auf das BIP. (APA, 4.6.2013)