Bild nicht mehr verfügbar.

Vegetarier wollen nicht immer nur gebackenen Emmentaler oder Knödel mit Ei. Und die Nachfrage nach fleischlosen Speisen steigt, bestätigen Gastronomen.

Foto: AP/Matthew Mead

Vier Pfoten hat daher ein Konzept ausgearbeitet, um das Bild zu schärfen, welchen Beitrag vegetarische Ernährung für Gesundheit um Umwelt leisten kann. Denn immerhin 18 Prozent aller vom Menschen verursachten Treibhausgase gehen auf die Erzeugung tierischer Produkte zurück.

Foto: Vier Pfoten/Alois Eller

Bild nicht mehr verfügbar.

Pflanzliche Produkte steigen hier besser aus, da in der Intensivtierhaltung viel Futtermittel und Wasser verwendet wird. Zudem wollen immer mehr Menschen die Massentierhaltung nicht mehr durch ihren Konsum unterstützen.

Foto: REUTERS/Kravys-DolyCom

Gebackene Champignons oder Knödel mit Ei: Noch immer gibt es in vielen österreichischen Gasthäusern keine anderen fleischlosen Alternativen auf der Speisekarte. "Aber immer mehr Kunden fragen nach vegetarischen Gerichten", berichtet Rudi Zeiller, Wirt des Phönixhofs in Wien-Neubau. Die Gastronomen täten also gut daran, darauf zu reagieren, ist er überzeugt. Gelegenheit dazu haben die Lokalbetreiber im Moment zum Beispiel durch eine Kooperation mit der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Durch die "Friendly Food"-Initiative soll das vegetarische Angebot ausgebaut werden.

Österreicher isst fast 70 Kilogramm Fleisch pro Jahr

Österreich liegt beim Verzehr von Fleisch immer noch im Spitzenfeld, obwohl die Menge in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgenommen hat. Im Jahr 2009 haben die österreichischen Bauern laut Statistik Austria 908.687 Tonnen Fleisch für den in- und ausländischen Markt produziert. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch liegt laut AMA in Österreich bei rund 66,4 Kilogramm, davon entfallen etwa 40 Kilogramm auf Schweinefleisch.

Fleischproduktion umweltschädlicher als Verkehr

Denke man an Umweltschutz, kämen zuerst Bereiche wie Energie und Verkehr in den Sinn, sagt Martin Schlatzer vom Institut für Meteorologie an der Wiener Universität für Bodenkultur. Der Ernährungsökologe betonte bei der Präsentation der "Friendly Food"-Initiative im Wirr jedoch, dass auch die Produktion tierischer Nahrungsmittel mit dem intensiven Verbrauch von Energie, Land und Wasser verbunden ist.

Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gehen rund 18 Prozent aller vom Menschen verursachten weltweiten Treibhausgase auf die Erzeugung tierischer Produkte inklusive Futtermittelerzeugung zurück. Damit übertrifft die Massenfleischproduktion den Verkehrssektor: Denn alle Autos, Lkws, Flugzeuge und anderen Transportmittel zusammen erzeugen ungefähr 13,5 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase.

Gentechnisch veränderte Futtermittel

Laut einer AGES-Studie werden außerdem mehr als 500.000 Tonnen Futtermittel pro Jahr nach Österreich importiert. Große Mengen davon sind gentechnisch verändertes Soja. Zwei Drittel davon stammen aus Argentinien und Brasilien und ein Drittel aus Amerika. Schlatzer nennt weitere Zahlen, die von der FAO ermittelt wurden: Die Fläche der bislang abgeholzten Amazonaswäldern wird zu mehr als zwei Dritteln für Weidehaltung genutzt. 

Getreide und Soja für Massentierhaltungsindustrie

Die restliche gerodete Fläche wird zumeist für den Anbau von Soja für die Futtermittelindustrie bewirtschaftet. Nur ein geringer Teil des Sojas, das zum Beispiel in Brasilien angebaut wird, landet auf den Tellern. Denn 40 Prozent der Getreideernte und 90 Prozent der Sojaernte weltweit werden an Tiere verfüttert. Eine vegetarische Ernährung helfe also nicht nur der eigenen Gesundheit, resümiert Schlatzer.

"Friendly Food"-Initiative für mehr vegetarisches Essen

Vier Pfoten will mit der "Friendly Food"-Initiative also nicht nur ein Zeichen für den Tier-, sondern auch für den Umweltschutz setzen. Als Starttermin wurde daher der 5. Juni, der internationale Weltumwelttag, gewählt. Ziel ist es, vegetarische und vegane Speisen auch in den Standard-Menüs der traditionellen Gasthäuser zu etablieren. Zunächst startet das Projekt im siebenten Wiener Gemeindebezirk, 13 Betriebe haben bereits ihre Kooperation zugesagt.

Konkret bieten die Lokale, die mit "Friendly Food" gekennzeichnet sind, täglich drei frisch gekochte vegetarische oder vegane Gerichte an. Zudem beinhalten die Mittagsmenüs immer mindestens eine vegetarische Alternative. Doch auch bei den anderen Speisen verpflichten sich die Lokale, gewisse Punkte einzuhalten. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf Käfigeier, Gänsestopfleber und Kaninchenfleisch aus Käfighaltung.

Vegetarische Angebot als Wettbewerbsvorteil

"Durch vegetarische Alternativen kann man sich auch von der Konkurrenz unterscheiden", sagt Gastronom Markus Frömmel. Der Konsument hat es außerdem selbst in der Hand, Signale zu senden. Je öfter aktiv nach einem Angebot nachgefragt wird - also etwa nach vegetarischem Essen -, umso schneller werden viele Lokale auf die veränderten Essgewohnheiten eingehen, sind die Gastronomen überzeugt.

Fleischesser nicht schlechtmachen

"Es geht nicht um die Verbannung von Fleischgerichten oder das Schlechtmachen von Fleischessern. Wir wollen genussvolle Alternativen anbieten", betont Daria Hainz von Vier Pfoten, die die Gastro-Initiative konzipiert hat. Es gehe auch darum, die Nachfrage nach Fleisch einfach zu reduzieren, um die Bedingungen der Fleischproduktion zu verbessern. (Julia Schilly, derStandard.at, 5.6.2013)