Die Donau sucht sich ihren Weg durch das Entlastungsgerinne - hier an der Copa Cagrana auf der Donauinsel.

Foto: Cremer

Das Gelände ist auf Wassermengen ausgerichtet, die es zuletzt beim großen Hochwasser 1501 in Wien gab.

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Langsam, aber sicher bewegten sich die Fluten am Dienstag von Ober- und Niederösterreich aus Richtung Wien. Der Pegel der Donau stieg, dort und da trat sie über die Ufer, die Sunken City auf der Donauinsel - nomen est omen - verschwand ebenso im Wasser wie die Lokale an der Copa Cagrana. Im Alberner Hafen und im Ölhafen Lobau stand einige Dutzend Zentimeter hoch das Wasser. Und wegen des Rückstaus im Donaukanal mussten Abfahrten der A4 teilweise gesperrt werden, was zu Staus im Berufsverkehr führte.

Aber im Vergleich zu der Situation in anderen Städten nimmt sich das Hochwasser in Wien doch eher harmlos aus. Grund dafür ist das Entlastungsgerinne (Neue Donau) und die dadurch entstandene Donauinsel. Steigt der Pegel, dann kann diese geflutet werden, das Wasser hat genug Platz, sich zu verteilen. Der städtische Hochwasserschutz ist groß dimensioniert, er ist ausgerichtet auf einen Durchlauf von 14.000 Kubikmetern pro Sekunde, das entspricht den größten dokumentierten Überflutungen aus dem Jahr 1501 - also genau jener Situation, die dieser Tage im deutschen Passau eingetreten ist.

So unumstritten die Donauinsel heute als Erholungszentrum und als Schutz für die Stadt ist, so kontrovers war die Diskussion anlässlich ihrer Errichtung. Nach dem beim großen Hochwasser 1954 Teile Wiens unter Wasser standen, dauerte es 15 Jahre, bis die SP - gemeinsam mit der FP - im Gemeinderat den Beschluss zur Errichtung der Donauinsel fällte. Die VP zog damals aus, 1973 ließ sie schließlich sogar die Koalition mit den Roten platzen.

"Trost- und fantasielos"

Nicht nur politisch, auch medial war das Projekt enorm umstritten: Vor allem die Kronen Zeitung kampagnisierte gegen das "Milliarden-Dings", wie sie die "trost- und fantasielos angelegte Insel zwischen zwei Donaurinnen" bezeichnete. "Wer glaubt im Rathaus wirklich, dass Erholungssuchende zu kilometerlangen Fußmärschen bereit sind? Das Resultat wird eine Insel ohne Menschen sein", schrieb sie noch im Jahr 1973.

Da hatte man mit den Aushubarbeiten für die 21 Kilometer lange und durchschnittlich 400 Meter breite Insel schon begonnen, finalisiert wurden die Bauarbeiten schließlich 1987. Schon 1984 veranstaltete die SP erstmals ihr großes Fest auf der Donauinsel. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 5.6.2013)