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Hautzellen merken sich jede Dosis und Überdosis.

Foto: APA/Oliver Berg

Diese Saison wird besonders schwierig werden. Ein langer Winter, ein kühler Frühling und ein windig verregneter Frühsommer: Wir sind ausgehungert nach Licht und Wärme und recken unsere Hälser jedem auch noch so kurzen Sonnenstrahl entgegen, der den Weg durch die Wolken schafft. Die Psyche jubelt, die Haut nicht. Selbst eine halbe Stunde schadet hellhäutigen Menschen, die in unseren Breiten mehrheitlich leben.

Das weiß die Generation SPF ziemlich genau. Es sind Menschen, die Mitte der 1980er-Jahre geboren sind und wissen, dass "In der Sonne braten" schädlich ist und Sonnencremen extrem wichtig sind. Es ist die erste Generation, die von ihren Eltern zum Einschmieren animiert wurde, weil "nichts gefährlicher als ein Sonnenbrand in der Kindheit ist". Hautzellen merken sich jede Dosis und Überdosis, speichern sie ab und warten mitunter mehrere Jahrzehnte, bis das Immunsystem schwach genug ist und Entartungen nicht mehr verhindern kann.

Sommersprossen oder Altersflecken

Vorzeichen für die krankmachende Wirkung von Sonne gibt es genug. "Jeden Tag wundern sich Patienten über ihre Haut, die von einer Saison auf die andere plötzlich scheckig geworden ist", sagt Markus Dawid, Leiter der Hautambulanz am Krankenhaus SMZ Süd. Lentigo solaris diagnostiziert er dann und erklärt Sonnenanbetern, dass es sich bei Pigmentverschiebungen keineswegs um Sommersprossen, sondern um Altersflecken handelt. Gegen UVA- und UVB-Strahlen ist niemand gefeit. "Im Sommer nie ohne Sonnenschutz außer Haus", wiederholt Markus Dawid gebetsmühlenartig und ermuntert Sonnenanbeter zu langfristigem Denken.

Denn wer will sich jung fühlen und dabei alt aussehen? Die Sonne ist der sicherste Weg zu Falten und stärker als jede Anti-Aging-Initiative. Deshalb sind Lichtschutzfilter bei Sonne ein Muss. Die Generation SPF verwendet kategorisch Tagescremen mit Lichtschutzfilter, weil sie die Sonnenschäden ihrer Eltern vermeiden will.

"Sonnenschäden in Form von Basaliomen beginnen ab dem 40. Lebensjahr und sind zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr immer häufiger zu beobachten", sagt Dawid und weiß, dass diese unschönen, krebsigen Hornhautwucherungen die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Zwar können sie chirurgisch entfernt werden, die Sonne müssen diese Patienten dann allerdings streng meiden. Bei einer Lebenserwartung von mehr als 80 Jahren sind das durchschnittlich 30 Jahre. Besonders gefährdet für jede Form von Sonnenschäden sind Haaransatz, Ohren, Nase und Wangen, so Dawid.

Sonnenschutz ist Krankheitsprävention

Also machen wir doch einfach mit, mit der Generation "Sun Protection Filter" (SPF). Moderner Lichtschutz vereint chemische Komponenten, die UVA-Strahlung in Wärme umwandeln, und mineralische Lichtreflektoren, die wie Spiegel wirken. "Sonnenschutz ist Krankheitsprävention", sagt Dawid, selbst Vorreiter der Generation SPF und predigt weiter Leitsätze, die Sonnenanbeter ignorieren:

Erstens: Ein Sonnenbrand ist keine Bagatelle, sondern Selbstverletzung.

Zweitens: UVA-Strahlen wirken auch durch Glasfenster.

Drittens: Es gibt keine schwache Sonne, auch morgens und abends nicht.

Viertens: SPF-50 ist kein Sonnenblocker, sondern die schonendste Art, gebräunte Haut zu erlangen.

Fünftens: Auf Wasserfestigkeit achten (neues Kürzel P+).

Sechstens: Einmaliges Einschmieren am Tag ist niemals genug.

Siebentens: Ja nicht Mittagssonne.

Achtens: Die Haut gewöhnt sich niemals an die Sonne. Niemals.

(Karin Pollack, Rondo, DER STANDARD, 7.6.2013)