Andy Vajna sieht ziemlich exakt so aus, wie Klein Max sich den dicken Filmproduzenten vorstellt: Stets mit weit geöffnetem Hemd, immer, auch spätabends im Nachtlokal, mit einer in die hohe Stirn geschobenen Sonnenbrille, meistens mit dickstmöglicher Zigarre im Mund – und mit einem raufaserigen Timbre samt massiven Tränensäcken ausgestattet, die auf viele lange Verhandlungen hindeuten.
Der Mann ist auch wirklich ein Kaliber. Als Mitbegründer von Carolco und später von Cinergi Pictures zeichnet er für viele Megablockbuster aus den 1980er- und 1990er-Jahren verantwortlich, von Rambo über Total Recall und Terminator mit Arnold unser bis zu diversen Sequels, etwa zu Die Hard oder Basic Instinct – aber auch vergleichsweise blutarmen Großfilmen wie Evita oder Nixon. Seit einigen Jahren hat der 1956 aus Budapest geflohene Vajna seine Heimat wiederentdeckt, investiert ins lokale Kasinobusiness, steht der mehr als umstrittenen Filmkommission von Premier Orbán vor – und hat als Lizenznehmer des kalifornischen Restaurantkonzerns Nobu dafür gesorgt, dass sich neben internationalen Hotspots wie New York, London oder Tokio ausgerechnet Budapest einer Filiale des hollywoodesken Edel-Asiaten rühmen darf. "Budapest ist in vieler Hinsicht aus dem Dornröschenschlaf erwacht", erklärt er, "hier gut essen zu gehen ist aber nach wie vor eine fast unlösbare Aufgabe".
Lizenzgeber: Robert De Niro
Das sei der Grund, warum er bei seinen "Hollywood chums" Nobu Matsuhisa (als Restaurantmacher und Namensgeber) und Robert De Niro (als Nobu-Investor der ersten Stunde) anfragte, ob sich nicht eine Filiale von deren luxuriösem Seafood-Schuppen in Budapest organisieren ließe. "Die haben mir einen Katalog an Auflagen übermittelt – und mir dann eine Lizenz verkauft", lacht Vajna.
Das Lokal ist im unlängst renovierten Hotel Kempinski untergebracht und erfreut sich trotz ambitionierter Preispolitik (Menü um 120 Euro) reger Beliebtheit. Wie in Budapest offenbar unvermeidlich, werden die köstlichen Hummersalate, Jakobsmuschel-Tiraditos und der legendäre "Miso grilled Black Cod" zu laut dröhnender Musik aufgetragen. Chefkoch ist ein Ungar, der mehrere Jahre in einer der Londoner Dependancen gearbeitet hat und sein Bestes gibt, in der Hauptstadt des zentraleuropäischen Binnenlandes eine Ahnung davon auf die Teller zu bringen, warum das auf pazifischen Meeresfrüchten und Tiefseefischen (ökologisch sehr bedenklich, Anm.) basierende Küchenkonzept von Nobu international immer noch für Aufsehen zu sorgen imstande ist.
Aufgrund des Erfolgs, so Vajna, werde jetzt expandiert – und zwar nach Wien. "Wir suchen eine Toplocation, die dem Nimbus und Anspruch von Nobu gerecht wird", sagt Vajna. Ob Wien mit seiner notorisch preissensiblen Kundschaft der richtige Ort für eine Expansion ist, scheint ihn nicht zu sorgen: "Was wir bieten, ist einzigartig, dafür finden sich in jeder Millionenstadt der westlichen Welt genügend Kunden", erklärt Vajna, "wenn die Wiener nicht kommen – die Wien-Touristen kommen sicher." (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 7.6.2013)