Lettland kann 2014 den Euro einführen, obwohl der baltische Staat noch jede Menge Probleme hat. Das verhehlt auch die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer Stellungnahme vom Mittwoch nicht. Sie sorgt sich unter anderem um den hohen Anteil ausländischer Einlagen in dem kleinen Staat. Dieses Phänomen sei zwar nicht neu, "hat aber wieder zugenommen und stellt ein ernstzunehmendes Risiko für die Finanzstabilität dar", heißt es im dem Bericht.

Die ausländischen Einlagen machen rund 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Landes aus. Zum Vergleich: In Österreich liegen sie unter 20 Prozent des BIP. Was die EZB nicht erwähnt: Rund um die Beinahe-Pleite von Zypern gab es Gerüchte über Geldtransfers von der Mittelmeer-Insel ins Baltikum. Inhaber der Mittel sollen russische Oligarchen gewesen sein, denen Zypern zu heiß wurde und die das künftige Euromitglied Lettland als sicheren Hafen betrachten. Offizielle Zahlen über das Ausmaß der Transfers gibt es freilich keine.

Zudem hat die EZB ähnlich wie bereits bei dem 2011 der Euro-zone beigetretenen Estland Bedenken, dass Lettland auf mittlere Sicht nicht in der Lage ist, eine niedrige Teuerung zu halten. Wegen des Aufholprozesses zu den anderen Euroländern seien in den kommenden Jahren steigende Inflationsraten zu befürchten. Im vergangenen Jahr lag die Teuer-ungsrate Lettlands bei 1,3 Prozent - einen geringeren Preisauftrieb hatte in Europa nur noch Schweden mit 0,8 Prozent.

Der lettische Ministerpräsident Valdis Dombrovskis freut sich über die positive Empfehlung der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank zugunsten einer Euro-Einführung 2014 in dem baltischen Land. Die beiden EU-Institutionen hätte in ihren Berichten die "wirtschaftliche Stabilität und Nachhaltigkeit" der lettischen Wirtschaft anerkannt, kommentierte Dombrovskis am Mittwoch in Riga die Entscheidungen aus Brüssel und Frankfurt. Finanzminister Andris Vilks sah darin auch eine Bestätigung der Finanzpolitik des baltischen Landes: "Lettland hat souverän alle Kriterien für den Beitritt zur Eurozone erfüllt."

Die Empfehlungen seinen ein "großer Schritt" auf dem Weg zum Euro, der die wirtschaftliche Entwicklung Lettlands weiter befördern würde, sagte Dombrovskis. Auch die Signale der anderen Euro-Länder seien bisher " ziemlich positiv". Es gebe deshalb guten Grund zur Annahme, dass auch die finale Entscheidung der EU-Finanzminister am 9. Juli positiv ausfallen wird. (as, DER STANDARD, 6.6.2013)