Für Barack Obamas Wahlkampf war Social Media unverzichtbar

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Am Mittwoch fand in Wien die IBM BusinessConnect statt, die sich vor allem mit dem Thema "IT-Welt im Wandel" auseinandergesetzt hat. Im Rahmen des Events präsentierte IBM seine zukünftigen Leitprinzipien und erklärte, auf welche Bereiche Unternehmen in Zukunft setzen sollen und müssen und wo der Fokus des Technologiekonzerns künftig liegen wird.

Keine Zielgruppen

Wenig überraschend sind hier die Worte Cloud, Mobility und Big Data gefallen. Um die Wichtigkeit der Vernetzung und des Social Business zu unterstreichen, lud IBM den digitalen Wahlkampfleiter von US-Präsident Barack Obama ein. Teddy Goff erklärte dabei, was viele Unternehmen offenbar im Diskurs mit dem Konsumenten immer noch nicht umgesetzt haben: Nicht die Zielgruppen zählen, sondern das Individuum.

Social Media ist kein Spielzeug

IBM-Generaldirektorin Tatjana Oppitz erklärte die drei neuen Leitprinzipien von IBM, die sich auch auf die Gesamtlösungen des Unternehmens auswirken werden: Entscheidungen werden zukünftig in Unternehmen nicht mehr intuitiv, sondern auf Basis von vorhandenen Daten getroffen, die analysiert werden müssen. Soziale Netzwerke werden nicht als Spielzeug, sondern als Fertigungslinien verstanden und Marketing nicht mehr nach Zielgruppen, sondern nach Individuen ausgerichtet.

Lernen von Barack Obamas Wahlkampf

Vor allem das Thema Social Business scheint IBM zu beschäftigen. Expertise soll auch in einem Unternehmen effizient genutzt werden. Social Software soll das künftig vereinfachen, sodass Mitarbeiter sich untereinander besser austauschen können. Dabei können Unternehmen auch von Barack Obamas Wahlkampf lernen.

Big Data statt Mega-Marketing

Teddy Goff erklärte dazu die Kernprinzipien dieses Wahlkampfes: Big Data Analyse anstatt zielgruppenspezifischer Marketing-Aktionen. Mit Daten aus Wählerregistern, Meldedaten. demografischer Daten und weiteren Datensätzen ließen sich Wahlvoraussagen mit einer Genauigkeit von 0,2 Prozent treffen. Unentschlossene Wähler musste man dort abholen, wo sie unmittelbar vor einer Entscheidung standen. Dies passierte einerseits durch klassische Werbung, andererseits verstärkt mit Social Media. Goff betont, dass Menschen eher ihren Freunden vertrauen als Anzeigen und politischen Aussagen, weshalb es durchaus sinnvoll ist, zum Social Web zu greifen.

Beispiel E-Mail

Mit Hilfe des Wissens über einzelne Personen ließ sich ziemlich genau sagen, welche Themen diesen Personen wichtig waren und wie wahrscheinlich es ist, dass diese Person tatsächlich Barack Obama wählt. Mit 18 unterschiedlich formulierten E-Mails für Aufrufe zu Wahlspenden konnte das Wahlkampfteam beispielsweise ermitteln, mit welchem E-Mail man am meisten Geld einnehmen kann. Diese "erfolgreichen" E-Mails wurden dann an den Rest der registrierten Wähler und politisch Interessierten verschickt. Das alles wird mit der Analyse großer Datenmengen möglich gemacht.

Das Individuum im Mittelpunkt

Goff betont, dass Unternehmen gezielter auf Individuen und auf Unentschlossene und deren Motivationen eingehen müssen. Mit Tools wie Facebook, die ohnehin schon sehr viel über ihre User wissen, würden sich Aufrufe und Themen besser kommunizieren lassen als über TV-Werbungen. Das Geheimnis des Erfolgs dieser Kampagne war laut Goff vor allem der Vorteil gegenüber den Republikanern: Diese hatten das Internet nicht so stark genutzt und auf andere Weise bespielt. Barack Obamas Team hingegen ging auf individuelle Themen ein. Man machte sich Gedanken, was Frauen, Männer, bestimmte Altersgruppen oder ethnische Gruppierungen beschäftigt und setzte diese Themen auf Social Media in den Fokus – ohne Polit-Sprech, sondern auf positive und "teilenswerte" Art und Weise.

"Ob mit oder ohne Facebook"

Was Unternehmen aus dem Wahlkampf von Obama lernen können, ist laut Goff die Möglichkeit, Menschen dort aufzufangen, wo sie Entscheidungen treffen. Unternehmen, die auf Consumer ausgerichtet sind, können es sich nicht leisten, das Internet zu ignorieren. "Ob mit oder ohne Facebook", so Goff, werden sich diese Mechanismen nicht mehr rückgängig machen lassen. Deshalb sollten Firmen gezielter auf Individuen und deren Bedürfnisse eingehen, Teile des Marketing-Budgets für Social Media einplanen und dieses Geld aber nicht an die falschen Leute verschwenden. "Geben Sie den Menschen die Möglichkeit, Kampagnen selbst zu führen", so Goff in einem Abschluss-Statement. (iw, derStandard.at, 5.6.2013)