Die Elefanten sind nicht einmal mehr in den Nationalparks sicher.

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Die Wilderer sind meist schwerer und besser bewaffnet als die Wildhüter der Parks.

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Den Elefanten werden die Stoßzähne entfernt und das Fleisch aus dem Körper geschnitten.

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Mit Maschinengewehren drangen die 17 Männer in den Dzanga-Sangha-Nationalpark in der Zentralafrikanischen Republik ein. Sie nahmen eine Aussichtsplattform für Touristen ein und begannen auf Elefantenherden zu schießen.

Die Parkranger flüchteten vor den schwer bewaffneten Männern, die sich als Mitglieder der regierenden Rebellengruppe Seleka ausgaben. Denn die Wilderer richteten ihre Waffen nicht nur auf die Tiere, sondern auch gegen die arbeitenden Menschen. Die Bilanz dieses Zwischenfalls Anfang Mai: 26 ausgeweidete Elefanten ohne Stoßzähne und der Beweis, dass die instabile Lage des Landes den Wilderern leichtes Spiel lässt.

Elfenbein und Elefantenfleisch

Bewaffnete Rebellengruppen finanzieren Waffen und Munition durch den Verkauf von Elfenbein. Der Rohstoff der Elefantenstoßzähne erzielt auf dem Schwarzmarkt Preise von bis zu 1.300 Dollar pro Pfund (450 Euro pro Kilogramm) und wird vor allem nach Thailand und China exportiert. Dort werden aus dem Elfenbein unter anderem angebliche Potenzmittel hergestellt.

Laut WWF-Mitarbeitern, die im zentralafrikanischen Dzanga-Sangha-Nationalpark tätig sind, wird mittlerweile rund um das Areal ganz offen Elefantenfleisch auf den Märkten angeboten. Die Tierschutzorganisation warnt davor, dass in den kommenden 50 Jahren die Elefanten in der Region ausgestorben sein könnten.

Ban Ki-moon fordert Eingreifen

Wilderei ist in vielen Regionen Zentralafrikas ein Problem und beschäftigte deshalb auch die Vereinten Nationen. In einem aktuellen Bericht an den Sicherheitsrat sieht UN-Generalsekretär Ban Ki-moon durch Wilderei und ihre Verbindungen zu kriminellen und sogar terroristischen Aktivitäten den nachhaltigen Frieden und die Sicherheit in Zentralafrika massiv bedroht. Außerdem verweist Ban darauf, dass die Wilderer immer schwerer bewaffnet sind und unter anderem Gewehre aus dem Krieg in Libyen verwenden. Deshalb fordert der UN-Generalsekretär die Regierungen der Region auf, gemeinsam gegen diese Verbrechen vorzugehen.

Beim jährlichen Treffen der afrikanischen Entwicklungsbank Ende Mai sprach Präsident Ali Bongo Ondimba aus Gabun über die Thematik. Im marokkanischen Marrakesch berichtete er, dass in den vergangenen zehn Jahren 20.000 Elefanten in Gabun abgeschlachtet worden seien. Der Handel mit illegal getöteten Tieren und geschlagenen Bäumen zähle neben dem Schmuggel von Waffen, Menschen, gefälschten Produkten und Drogen zu den fünf großen illegalen Netzwerken. Alleine mit dem Tod von Tieren würden jährlich zehn Milliarden Dollar umgesetzt (7,6 Milliarden Euro).

Schlecht ausgebildete Wildhüter

Ondimba forderte die Afrikanische Entwicklungsbank auf, einen Fonds für Umweltkrisen einzurichten. Aus diesem sollen die Wildhüter der Schutzreservate eine bessere Ausbildung und Ausrüstung erhalten. Außerdem soll das Geld für Familien ermordeter Ranger verwendet und in die Aufklärung von Kindern über Artenschutz investiert werden.

Das Problem der schlechten Ausbildung der Wildhüter erkannte der WWF bereits 2012 in einer afrikaweiten Studie und kritisierte das sporadische und unterfinanzierte Vorgehen. Zudem würden die Verbrecher nur nachlässig strafrechtlich verfolgt. Zoll, Justiz und Polizei würden außerdem nicht effektiv zusammenarbeiten.

Kony finanziert Waffen durch Wilderei

Das macht es auch für die Lord's Resistance Army (LRA) einfach, durch Wilderei von Elefanten ihre Waffen und Munition zu finanzieren. Die bewaffnete Gruppe aus Uganda steht unter der Führung von Joseph Kony, der vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gesucht wird. Ein Bericht der Hilfsorganisationen Enough Project, Invisible Children und Satellite Sentinel Project zitiert ehemalige LRA-Kämpfer und frühere Gefangene.

Diese geben in Interviews an, dass oftmals Kony selbst den Befehl zum illegalen Abschuss von Elefantenherden vor allem im Kongo gegeben habe. Rund um den Garamba-Nationalpark ließ er Gruppen Lager aufschlagen und mit Maschinengewehren auf Elefantenjagd gehen. Ein ehemaliger Gefangener erzählt in dem Bericht, dass er in einem Jahr Gefangenschaft das Fleisch von sechs Elefanten transportieren musste.

Deshalb genehmigte die Wirtschaftsgemeinschaft der Zentralafrikanischen Staaten eine Notfallhilfe von 2,3 Millionen Dollar (1,8 Millionen Euro). Zusätzlich sollen 1.000 Polizisten und Soldaten rund um den Garamba-Nationalpark postiert werden. Sie sollen die mittlerweile nur noch 1.800 Tiere auf dem Areal beschützen. Bei der Eröffnung des Reservats in den 1970er Jahren lebten noch 20.000 Elefanten in dem Gebiet. Jährlich werden in ganz Afrika rund 30.000 Elefanten getötet. (Bianca Blei, derStandard.at, 5.6.2013)