Bild nicht mehr verfügbar.

Bild: Ein Graffiti auf der Bau-Mauer der neuen EZB-Zentrale in Frankfurt

Foto: EPA/ARNE DEDERT

Eigentlich sind die EU-Mitglieder auch dem Euro verpflichtet, sieht man von Großbritannien und Dänemark mit ihren Ausnahmeregelungen ab. Doch auch wenn bereits die Sektkorken zur Feier der lettischen Mitgliedschaft in der Währungsunion mit 2014 gekühlt werden: Abgesehen von Lettland und der für 2015 erwarteten Euro-Erweiterung um Litauen ist auf längere Sicht kein weiterer Zuwachs zu erwarten.

Vor allem die Schwergewichte Polen und Tschechien zeigen keine Gelüste, Zloty und Krone aufzugeben. Laut Umfragen sprechen sich zwei Drittel der Polen und mehr als drei Viertel der Tschechen gegen die Übernahme des Euro aus. Daran dürfte auch der Umstand wenig ändern, dass in der Prager Burg mit Milos Zeman ein im Vergleich zu seinem Vorgänger Vaclav Klaus weit offenerer Präsident sitzt. Und in Warschau zollte der Euro-freundliche Premier Donald Tusk der Euro-skeptischen Stimmung in seinem Land im März Tribut und brachte eine Volksabstimmung zur Teilnahme an der Währungsunion ins Spiel. In beiden Ländern "steht niemand am Gas", meint dazu von Margarete Strasser, Fondsmanagerin bei Pioneer Investments Austria.

Anpassung

Ebenfalls weit entfernt sind die jüngeren EU-Mitglieder Rumänien und Bulgarien von der Gemeinschaftswährung. Beide Staaten haben ihre Ambitionen längst zurückgeschraubt und lassen sich mit der Annäherung Zeit. Das dürfte auch mit der mangelnden Bereitschaft des derzeitigen Euro-Klubs zusammenhängen, sich neue Lasten aufzuhalsen. "Die Sorge ist groß, dass diese Länder die Anpassung nicht schaffen und ähnliche Probleme wie die derzeitigen Euro-Krisenländer bekommen", meint David Hauner im Gespräch mit dem Standard.

Der Osteuropa-Ökonom bei Bank of America erinnert daran, dass die Eurokrise zu einem guten Teil durch die für Staaten mit wirtschaftlichem Aufholpotenzial zu geringen Euro-Zinsen mitverschuldet wurde. Das führte – von Griechenland über Spanien bis Irland – zu einem Konsum- und Immobilienboom. Der darauf folgende Einbruch könne sich auch in den Ostländern wiederholen, wenn das Wachstumsmodell nicht nachhaltig sei. Selbst wenn Bulgarien und Rumänien alle Beitrittskriterien erfüllen sollten, werde die Europäische Zentralbank "genug Haare in der Suppe finden", um eine zu rasche Mitgliedschaft zu verhindern. Wobei sich Strasser durchaus vorstellen kann, dass sich Bulgarien vorreiht.

Sonderfall Ungarn

Und da wäre noch der Sonderfall Ungarn: Das Land hat seine wirtschaftlichen Kennzahlen aus Sicht vieler Analysten trotz der negativen Stimmung im Westen verbessert. Und könnte letztlich nach den baltischen Staaten das nächste Euro-Mitglied werden. Nachsatz von David Hauner: "Aber erst nach Orban." Doch unabhängig vom ungarischen Wahlausgang 2014 glaubt der Ökonom nicht, dass der Euro-Klub vor 2018 Zuwachs erhalten wird.

Rein formal hängt die Entscheidung über die Euro-Mitgliedschaft an der Erfüllung der Konvergenzkriterien. Dazu kommt der mindestens zweijährige Aufenthalt im Wartenzimmer der Währungsunion, dem sogenannten Wechselkursmechanismus. Heikel dabei ist, dass die Teilnehmerstaaten in dieser Phase wegen der geringen Schwankungsmöglichkeiten zum willkommenen Angriffsopfer werden können. Anleger können darauf spekulieren, wie lange die Euro-Aspiranten ihren Wechselkurs stabil halten. (Bettina Pfluger, Andreas Schnauder, DER STANDARD, 6.6.2013)