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Schiemer, Prödl, Fuchs und Ivanschitz (von links) wärmen seit fast zehn Tagen für den Schlager im seit Monaten ausverkauften Happel-Stadion gegen Schweden auf.

Foto: APA/Jäger

Wien - Da weniger auch mehr sein kann, hat Marcel Koller am Mittwoch eine der beiden Trainingseinheiten gestrichen. Die Spieler konnten ausschlafen, abschalten, am Vormittag durch die Wiener Innenstadt bummeln, sich mit Melangen zuschütten. Speziell die Legionäre sind ja diesbezüglich nicht gerade verwöhnt. Kaffee in Gelsenkirchen (Christian Fuchs) oder Moskau (Jakob Jantscher) ist kaum zumutbar.

Der Teamchef reagierte mit seiner Maßnahme auf eine Beobachtung: "Die Saison war sehr lange, es sind zuletzt einige ungewöhnliche technische Fehler passiert. Es sind mehr Bälle als sonst weggesprungen." Die Nation müsse sich freilich keine Sorgen machen. "Das ist normal. Es geht darum, die Köpfe freizubekommen, die Lockerheit und die Lust aufs Spiel zu fördern." Es ist ja nicht irgendein Spiel, sondern das Spiel. Wird am Freitag im Happel-Stadion Schweden geschlagen, dann schaut es in der WM-Qualifikation sehr gut aus. Der rechte Verteidiger György Garics drückt es so aus: "Dann sind wir plötzlich nicht mehr der Jäger, sondern der Gejagte. Das wäre der pure Luxus."

Die Schweden sind freilich daran äußerst desinteressiert, wollen die Österreicher quasi in der tabellarischen Armutsfalle lassen. Man darf nicht vergessen, dass Deutschland die Gruppe gewinnen und sich für die Endrunde 2014 in Brasilien direkt qualifizieren wird. Der Zweite kommt ins Playoff gegen einen anderen Zweitplatzierten.

Die Schweden kommen erst spät nach Wien, die Landung ist für Donnerstag (17 Uhr) avisiert. Teamchef Erik Hamren hält das Abschlusstraining in Stockholm ab. Um 19 Uhr wird er im Happel-Stadion vorbeischauen, eine Pressekonferenz geben. Die Spieler, zum Beispiel Zlatan Ibrahimovic, schauen sich derweil den Platz an. Hamren wird vor Österreich warnen, die Qualitäten des Gegners hervorheben.

Das robuste Tier

"Wir haben große Qualitäten", sagt Andreas Ivanschitz, der möglicherweise mit Marco Arnautovic um einen Platz in der Startformation (friedlich) streitet. "Ich kann mich nur im Training aufdrängen." Ivanschitz soll nach Spanien zu Levante wechseln, bestätigt hat er den Transfer nicht. "Das ist nicht der richtige Zeitpunkt." Die Zeit gehört Schweden, gehört Ibrahimovic. "Er ist ein Tier auf dem Platz, kaltschnäuzig, robust, schnell." Garics stimmt dieser Einschätzung zu, schränkt aber ein. "Er ist auch nur ein Mensch mit zwei Beinen. Er macht Fehler. Halt nur wenige." Sollte das Spiel für ihn in die falsche Richtung laufen (Österreich dominiert!), dann, so Garics, "neigt er zum Frust. Weil er es nicht gewohnt ist, dass die Dinge falsch laufen. Uns irritiert das nicht so. Wir kennen das Gefühl aus der Vergangenheit."

Die Gegenwart sei freilich ganz anders. Ivanschitz: "Wir sind gut, bereit, hungrig, es wird ein Riesenereignis." Mit der Euphorie der Fans habe er überhaupt kein Problem. "Es ist schön, dass sie an uns glauben." Garics führt die Erwartungshaltung auf eine sichtbare Entwicklung zurück: "Potenzial hatten wir schon öfters. Aber endlich zeigen wir es mit einer gewissen Regelmäßigkeit."

Einige Buchmacher favorisieren die Österreicher leicht, Koller relativiert diesen Übermut, schließlich sei Schweden die Nummer 24. "Als Nummer 71 ist man nicht in der Situation, überheblich zu sein. Aber ich spüre die Spielfreude, die positive Energie. Wenn sich uns eine Möglichkeit bietet, dann wollen wir über Schweden drüberfahren."

Das Vorgeplänkel neigt sich dem Ende zu. Koller lobt die Robustheit und den taktischen Verstand der Schweden, wiederholt zum x-ten Mal, "dass sie mehr als Ibrahimovic sind". Ivanschitz und Garics sagen: "Wir alle brauchen einen sehr guten Tag." Er beginnt am 7. Juni um 20.45 Uhr. Endlich. (Christian Hackl, DER STANDARD, 6.6.2013)