Wien - Dass die Wahl zum Wiener Patientenombudsmann langsam in die heiße Phase geht, das merkt Josef Kandlhofer an den Anrufen und Nachrichten, die bei ihm eintrudeln. Sein Konterfei findet sich auf Plakaten und ab dem Wochenende auch auf Inseraten der Wiener Ärztekammer (ÄK); neben Kandlhofer, dem früheren Generaldirektor des Hauptverbandes, kandidieren Franz Bittner, langjähriger Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, und Andrea Schwarz-Hausmann, Gesundheitsökonomin aus der Pensionsversicherungsanstalt. Von 14. bis 23. Juni können die Patienten per SMS abstimmen.

Dabei gibt es mit der Patientenanwaltschaft schon in jedem Bundesland eine Anlaufstelle - anlässlich jüngster Scharmützel hatte ÄK-Präsident Artur Wechselberger gar deren Abschaffung in den Raum gestellt. Grund dafür war Kritik der Patientenanwälte an der ÖQMed, jener Tochtergesellschaft der ÄK, die seit 2004 per Gesetz für die Kontrolle von Ordinationen zuständig ist. Diese sei nicht nur zögerlich erfolgt, die ÖQMed will Patientenanwalt Gerald Bachinger gar einen Ordinationsbesuch in Rechnung stellen. Bachinger legte Aufsichtsbeschwerde beim Gesundheitsministerium ein, das hat nun laut Standard-Informationen die Kammer zu einer Stellungnahme binnen 14 Tagen aufgefordert.

Die Kritik an der ÖQMed teilt Kandlhofer: "Ich habe schon bei deren Einrichtung gesagt, dass das nur die zweitbeste Lösung ist." Ziel müsse Unabhängigkeit sein: "Ich nehme an, dass wir da einen evolutionären Weg gehen."

Keine Konkurrenz

Als Konkurrenz zur Patientenanwaltschaft sieht Kandlhofer den Posten des Patientenombudsmanns hingegen nicht. Er wolle sich, so er denn von den Patienten gewählt werde, vor allem auf Probleme im niedergelassenen Bereich konzentrieren und mit Selbsthilfegruppen zusammenarbeiten - beides werde derzeit von der Patientenanwaltschaft nicht so ausführlich wahrgenommen, meint Kandlhofer. Ob es in einer Stabstelle der Ärztekammer möglich sei, Probleme bei Ärzten aufzuzeigen? "In der Stellenbeschreibung stand weisungsfrei." Kandlhofer versichert, anderenfalls hätte er sich nicht beworben. Und: "Ich kann sehr lästig sein."

Offen ist außerdem noch, wo der Patientenombudsmann räumlich angesiedelt wird und welches Personal man ihm zur Verfügung stellt. Zum Vergleich: Die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz hat mehr als 20 Mitarbeiter.  (Andrea Heigl, DER STANDARD, 6.6.2013)