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Die Zentralbank wird beim Leitzins im Juni stillhalten, erwarten Experten.

Foto: AP/Jens Meyer

Frankfurt am Main - Europas Währungshüter stemmen sich mit allen Mitteln gegen Wirtschaftskrise und Rezession im Euroraum. Nach der Zinssenkung im Mai erwarten Volkswirte nun aber zunächst keine weiteren Schritte. Ökonomen erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer Sitzung an diesem Donnerstag (6.6.) in Frankfurt ihre Wachstumsprognosen für 2013 und 2014 senken wird.

"Die Wirtschaftslage im Euroraum ist nach wie vor schwierig, aber Anzeichen einer möglichen Stabilisierung sind zu erkennen", hatte Notenbank-Präsident Mario Draghi Anfang der Woche in Shanghai gesagt. Die EZB gehe nach wie vor davon aus, dass sich die Konjunktur im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2013 allmähliche erholen werde.

Im März hatten die Experten der Notenbank in ihrer vierteljährliche Vorhersage für das laufende Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung im Währungsgebiet um 0,5 Prozent (Spanne: minus 0,9 bis minus 0,1 Prozent) veranschlagt. Für 2014 prognostizierte die EZB ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Euroraum von 1,0 Prozent (0,0 Prozent bis 2,0 Prozent).

Die UniCredit erwartet, dass die EZB die Erwartung für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr nach unten korrigieren wird. Auch die Experten Berenberg Bank halten eine leichte Senkung der Prognose für 2013 auf minus 0,6 Prozent für wahrscheinlich.

Keine Maßnahmen erwartet

Mit weiteren Maßnahmen der Notenbank rechnen die meisten Volkswirte dennoch nicht. Die EZB stehe aktuell weniger unter Handlungsdruck, analysiert die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba): "Schließlich fielen einige Stimmungsindikatoren aus der Eurozone wieder etwas positiver aus." Zudem mussten die Krisenstaaten bei der Ausgabe von Anleihen weniger Zinsen bieten als noch vor einiger Zeit. "Sogar der deutsche Konsum gibt endlich einmal Lebenszeichen von sich", schreiben die Helaba-Experten.

Der Leitzins dürfte auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent bleiben - obwohl Ratsmitglieder zuletzt mehrfach erklärt hatten, dass die EZB im Prinzip zu weiteren Zinssenkungen bereit sei. Erst im Mai hatte die EZB den wichtigsten Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld von 0,75 auf 0,5 Prozent gekappt.

Dennoch wird im Frankfurter Eurotower über neue Instrumente im Kampf gegen Schuldenkrise und schrumpfende Wirtschaftsleistung nachgedacht. Besonders die schleppende Kreditvergabe an kleinere und mittlere Unternehmen in den Krisenländern bereitet einigen Notenbankern Sorge. Spruchreif ist aber dem Vernehmen nach noch nichts.

Ökonomen halten es zudem für unwahrscheinlich, dass die EZB von der Möglichkeit Gebrauch machen wird, eine Art Strafgebühr von Banken zu verlangen, die Geld über Nacht bei der EZB parken: indem sie den Einlagenzins unter die Null-Marke senkt. (APA, 6.6.2013)