Paris - Nach der tödlichen Skinhead-Attacke auf einen jungen Linksaktivisten in Paris ist der mutmaßliche Täter offenbar gefasst. Es seien mehrere Verdächtige festgenommen worden, unter ihnen der "wahrscheinliche Täter", sagte Frankreichs Innenminister Manuel Valls am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben aus Polizeikreisen wurden insgesamt sieben Menschen festgenommen. Demnach lagen der Polizei nach der Tat schnell genaue Hinweise auf die Verdächtigen und Fotos von ihnen vor.
Der tödliche Angriff auf den bei einer Gewerkschaft und einer Antifa-Gruppe aktiven Clément M. hatte in Frankreich Entsetzen und Empörung ausgelöst. Der 18-jährige Student war am Mittwochabend laut Polizeiangaben bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen in der Nähe des Bahnhofes Saint-Lazare von einem Skinhead mit einem Schlagring geschlagen worden und daraufhin auf einen Poller gestürzt. Im Krankenhaus wurde der Hirntod des jungen Mannes festgestellt.
Rechtsextremisten weisen Verantwortung zurück
Der Festgenommene, der M. mit dem Schlagring geschlagen haben soll, ist Angaben aus Justizkreisen zufolge 20 Jahre alt. Laut Polizeikreisen gehören einige der Festgenommenen zum Umfeld des "harten Kerns" der rechtsextremen Gruppe Nationalistische Revolutionäre Jugend (JNR). Dies müsse nun aber genauer geprüft werden. JNR-Chef Serge Ayoub hatte zuvor zurückgewiesen, dass die Täter zu seiner Gruppierung gehören.
Die Chefin der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, wies jede Verbindung ihrer Partei zu den Tätern zurück. Die FN habe "überhaupt keine Verbindung" zu diesen "unerträglichen Taten", sagte Le Pen dem Sender RTL. Zuvor hatte ein Augenzeuge Medien gesagt, einer der Skinheads habe ein FN-T-Shirt getragen.
Die regierenden Sozialisten und die Grünen forderten eine Auflösung rechtsextremer Gruppierungen, die immer gewalttätiger würden. Regierungschef Jean-Marc Ayrault sagte, vom Faschismus oder Nationalsozialismus "inspirierte Bewegungen" müssten "zerlegt" werden.
Am Donnerstagmittag versammelten sich dutzende Menschen vor der Elite-Hochschule Science Po, wo M. studiert hatte. Die Linkspartei von Jean-Luc Mélenchon riefen zu einer Demonstration auf, die regierenden Sozialisten schlossen sich dem Aufruf an. Am Abend gingen tausende Franzosen in Paris auf die Straße. Nach Polizeiangaben demonstrierten landesweit etwa 15.000 Menschen. (APA, 6.6.2013)