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Wer sich in der digitalen Welt bewegt, hinterlässt deutliche Spuren. Wieviele es sind, wollen die meisten gar nicht so genau wissen.

Foto: Reuters/Barria

Der moderne Bürger hinterlässt in den Weiten des Internets und durch die Nutzung moderner Kommunikationsgerätschaft viele Spuren. Einkaufen im Online-Shop, Surfen auf Websites, Telefonieren mit dem Handy, Chatten mit Freund und Feind, Bildchen auf Facebook und Co, E-Mails Versenden, das alles gehört heute zum Alltag der meisten Menschen.

Milliarden an Daten kommen so zusammen. Für manche Firmen sind sie echte Milliarden wert.  Was für Unternehmen ein lukratives Geschäft ist, lässt die Produzenten dieser Informationen in finanzieller Hinsicht verhungern. "Im vergangenen Jahr wurden allein in den USA 30 Milliarden Dollar durch Werbung eingenommen", sagt der New Yorker Telekommunikationsstudent Federico Zannier. Er aber habe für seine Daten keinen müden Cent davon bekommen.

Speichern und protokollieren

Eine Schieflage, die Zannier gar nicht gefällt. Was die Firmen tun, könne er auch selbst machen, befand der New Yorker. Kurz entschlossen hat sich Zannier selbst überwacht. Über zwei Monate lang speicherte er sein Onlineverhalten und unter Zuhilfenahme der GPS-Technologie auch jeden Schritt, den er mit seinem Handy unternahm. Genauso, wie es auch Unternehmen tun. "Ich habe alles gespeichert, Webseiten, die ich besucht habe, die Position meines Mauszeigers, Screenshots von dem, was ich auf einer Seite angesehen habe, jede Taste, die ich auf der Tastatur gedrückt habe, meine GPS-Daten und alle Informationen der Apps, die ich benutzt habe", so Zannier.

Minutiös führte der 28-Jährige Protokoll über E-Mails, Chats, Geodaten, Surf-Logs, Screenshots und sammelte einen Riesen-Datenberg. Drei Millionen Zeilen voller Informationen kamen so zusammen, rund 21.000 Webcam-Aufnahmen und über 20.000 Screenshots. Zannier ist vermutlich nicht als einziger im Besitz dieser Daten. Denn sehr wahrscheinlich haben auch Unternehmen wie Facebook oder Google gleichzeitig einen ähnlichen Datenberg über ihn angehäuft, um ihn zu vermarkten.

Ein Tag um zwei Dollar

Auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter, auf der man finanzielle Unterstützung für seine eigenen Ideen und Innovationen sammeln kann, bietet er nun seine Daten zum Verkauf an.

Ein Tag aus dem Leben des 28-Jährigen ist um zwei Dollar zu haben. "Ich habe meine eigene Privatsphäre verletzt", so Zannier. Sein Ziel: Die Hoheit über seine eigenen Daten zurückzugewinnen. Der Student will nicht nur aufklären und aufrütteln. Das Geld, das er via Crowdfunding einsammelt, will er für ein Instrument verwenden, das die Marketing-Unternehmen das Fürchten lehren könnte.

Ihm schwebt die Entwicklung einer Browser-Erweiterung und einer Smartphone-App vor, die allen Nutzern helfen soll, ihre eigenen Daten zu verkaufen. "Wenn viele Leute das machen, dann müssten Marketing-Unternehmen die Menschen selbst für ihre Daten bezahlen", glaubt Zannier. Das höre sich zwar verrückt an – sei aber immerhin nicht verrückter als die Tatsache, dass Menschen ihre Daten derzeit kostenlos hergeben. Das Projekt kommt gut an: Die angestrebten 500 Dollar sind weit übertroffen worden, über 210 Unterstützer haben rund 2.700 Dollar gespendet. (rb, derStandard.at, 7.6.2013)