Zuerst saßen die Journalisten vor leerem Pult, dann Stronach vor (fast) leerem Saal.

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Manche Privatperson spendet still und leise, manche mietet sich dazu einen Saal im Nobelhotel Hilton und lädt Journalisten zu einer Pressekonferenz: Frank Stronach, Milliardär und Neo-Politiker, präsentierte am Freitag seine Hochwasserhilfe. Er spendet 500.000 Euro - aber nicht an den bereits bestehenden Katastrophenfonds oder andere Einrichtungen. Stronach baut sich dafür eine eigene Hilfsorganisation.

Hinter dem Magnaten steht auf einem Banner groß "Frank's Hochwasserhilfe", es ist Wahljahr, aber seine Initiative sei eine Privatinitiative, betont sein Pressesprecher Rouven Ertlschweiger. Trotz aller vermeintlichen Privatheit des Engagements: Über die offiziellen Twitter- und Facebook-Accounts berichtet das Team Stronach davon wie von einer Parteiveranstaltung. Und auch die Hochwasserhilfe hat enge Verbindungen zur Partei: Auf der Homepage wird das "Frank Stronach Institut für sozialökonomische Gerechtigkeit" als inhaltlicher Verantwortlicher angegeben, die Adresse ist "Magna Straße 1", und Kontaktperson ist Stronachs "Media Manager" Rouven Ertlschweiger.

Fans und Fragen

Kritisches Fragen, auch zu anderen Themen, ist verboten. Ein Journalist will von Stronach einen Kommentar zum Golan-Abzug, man werde sich später dazu äußern, heißt es: Heute gehe es nur um Hochwasserhilfe. Als ein Fernseh-Redakteur ihn fragt, warum er die schon vereinbarte ATV-Konfrontation zwischen ihm und Heinz-Christian Strache wieder abgesagt hat, antwortet Stronach nicht, dem Reporter wird schleunigst das Mikro aus der Hand genommen.

In den ersten Reihen sitzen Stronach-Fans, nach seinen Antworten wird immer wieder applaudiert. Wird dem Milliardär die Stimmung ob der Nachfragen zu kritisch, schaltet sich ein Partei-Sympathisant mit sanften Fragen ein, er will etwa wissen, ob sich Stronach das Hochwasser aus nächster Nähe anschauen werde. Stronach verneint und kritisiert wenig überraschend Politiker, die ins Katastrophengebiet fahren, "nur um sich mit einer Schaufel ablichten zu lassen". Die Partei, die Transparenz als einen ihrer Werte im Slogan trägt, verschließt sich vor Journalisten.

Stronach sammelt

Statt Fragen zu beantworten, stellt Stronach nach der Konferenz ein selbst aufgezeichnetes Video-Statement zur Verfügung. Er will nicht nur selbst spenden, sondern auch alle Staatsangestellten und Angestellte staatsnaher Unternehmen zur Kasse bitten. "Ich hoffe, dass alle, die von Steuergeld leben und über 80.000 Euro verdienen, zehn Prozent vom Nettogehalt abgeben", sagt er. "Ich verpflichte mich: Jeder Euro kommt den Hochwasseropfern zur Verfügung." Und Euros will Stronach sammeln: Jeder Anruf bei der Hotline von "Frank's Hochwasserhilfe" schlägt automatisch mit fünf Euro zu Buche. Außerdem möchte er, dass die Bürger zwischen einem halben und einem Prozent ihres Einkommens in den nationalen Katastrophenfonds einzahlen.

Außerdem kritisiert der Parteigründer noch - streng als Privatperson - die Hochwasserverbauungen seit dem Hochwasser 2002: Man sollte den Flüssen auch Platz geben, um übertreten zu können. "Ich komme gerade aus Kanada zurück und kann nicht schlafen und denke immer nach, was wir tun können - ein Katastrophenfonds", sagt Stronach. Denjenigen, den es gibt und der jederzeit aufgestockt werden kann, vergisst er freilich.

Was ihn besonders an der die Hochwasserhilfe der Regierung ärgert: "Ich glaube, transparente Prinzipien sind nicht vorhanden." Bei der Pressekonferenz auch nicht. Ein Teil der Journalisten verlässt, noch während sie läuft, den Raum. (Saskia Jungnikl/Sebastian Pumberger, derStandard.at, 7.6.2013)