Vor allem Frauen kennen das: Man zwickt zusammen, zappelt, biegt sich, windet sich, und irgendwann ist es doch nicht mehr zu halten - eine Toilette muss her. Nun ist das kleine in den letzten Jahren zu einem großen Geschäft geworden, an jedem Waldweg gibt es ein Klo mit Münzeinwurf. 50 Cent - man soll ja nicht in die alte Schillingwährung umrechnen, aber trotzdem, überlegen Sie mal - kostet die Erleichterung in der Öffentlichkeit.
Da ist dann aber keine charmante Klodame vor Ort, die die Tür aufhält oder zartrosa Klopapier reicht. Wir Frauen können im Notfall eben nicht hinter dem Baum verschwinden, dafür ist die Schamgrenze zu hoch gesteckt, und eigentlich ist die Vorstellung, dass ganz Österreich seine Notdurft hundeartig am Hydranten verrichtet, ziemlich abstoßend. Also sind wir angewiesen auf die Klos, zwangsläufig müssen wir ab und zu die verfliesten Orte des Grauens aufsuchen.
Viel Geld für absolut gar nichts
Auf die Spitze getrieben wird das auf Bahnhofstoiletten, wo tatsächliche Wegelagerei mit der vollen Blase stattfindet. 50 Cent für den Besuch einer weiß verfliesten Bedürfnisanstalt zu verlangen, die nicht einmal ein Mindestmaß an Grundausstattung aufweist, weder mit Toilettenpapier, geschweige denn mit Seife oder Handtüchern ausgestattet ist, ist eine Zumutung. Die Häusln in den kleineren Bahnhöfen sind kalt und zugig, ganz allgemein sind die Klos verdreckt und verstunken.
Aber aus Mangel an Alternativen rennen wir auch weiterhin mit Taschen- und Feuchttüchern bewaffnet zur Münzschnalle und werfen unsere Cent-Stücke in den Abort. Niemand erwartet einen Pinkelpalast, aber auch kein verdrecktes Verlies, bei dem man sich nach Erledigung der Notdurft nach einer langen, heißen Dusche sehnt. (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 19.6.2013)