Wenn außerhalb der Paarungszeit Stichlinge in Gruppen unterwegs sind, kann man davon ausgehen, dass es sich um unmittelbare Verwandte handelt.

Foto: Joachim Frommen

Wien - Wenn sich ein Fisch einem Schwarm anschließt, sinkt sein Risiko, von einem Jäger gefressen zu werden. Ein solcher Schwarm ist für einen Fisch aber keine nach Belieben austauschbare anonyme Masse. Die Tiere haben klare Präferenzen, wie Forscher der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien in der Fachzeitschrift "Ethology" berichten.

Die Forscher setzten einzelne Exemplare des Dreistachligen Stichlings (Gasterosteus aculeatus) in ein Becken, in dem auf der einen Seite unmittelbar mit den Versuchstieren verwandte Artgenossen warteten, auf der anderen Seite hingegen solche, die nicht mit ihm verwandt waren. Es zeigte sich, dass sich die Stichlinge lieber bei den Verwandten aufhielten.

Am Duft erkannt

In einem zweiten Experiment konnten die Fische nur mehr zwischen Verwandten wählen - allerdings einerseits solchen, die sie bereits kannten, und andererseits Verwandten, die sie bislang noch nicht zu Gesicht bekommen hatten. Dabei zeigten sie keinerlei Präferenz.

"Es scheint, dass sich die Fische unter anderem die Geruchsmerkmale eng verwandter Gruppenmitglieder früh im Leben einprägen und daraus den Verwandtschaftsgrad von Artgenossen abschätzen können", erklärt Joachim Frommen, der die Studie am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmed durchgeführt hat und mittlerweile an der Universität Bern in der Schweiz arbeitet.

In der Paarungszeit kehren sich die Vorlieben der Stichlinge jedoch um. Dann liieren sie sich lieber mit nicht verwandten Artgenossen und vermeiden so Inzucht. (APA/red, derStandard.at, 7. 6. 2013)