Linz - Für drei Stunden war das zweite Arbeitsgespräch rund um die umstrittene Linzer Medizin-Fakultät eigentlich anberaumt. Doch bereits nach zwei Stunden war der Moment politischer Glückseligkeit erreicht, und man war bereit, sich der Öffentlichkeit zu stellen. Und offenbar ist man am Freitag hinter verschlossenen Türen einen entscheidenden Schritt weitergekommen, denn die bekannte Länder-Euphorie rund um eine mögliche Linzer Medizin-Uni wurde diesmal nicht durch Bundes-Zweifel getrübt.

Man sei auf einem konstruktiven Weg, die Unwägbarkeiten, die er zuletzt noch gesehen habe, seien "weitgehend ausgeräumt", merkte etwa Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (VP) nach der Sitzung im Gespräch mit dem Standard an: "Wenn es sich darstellen lässt, dann wird' s was." Aber: " Fix ist nix, solange es nicht Brief und Siegel hat."

"Frisches" Uni-Geld

Und dennoch endete der zweite "Medizin-Gipfel" - vertreten waren neben dem Wissenschaftsminister auch Finanzministerin Maria Fekter (VP), Staatssekretär Josef Ostermayer (SP), Gesundheitsminister Alois Stöger (SP) sowie Vertreter des Landes und der Stadt - mit einem konkreten Ergebnis: Die drei bestehenden Medizin-Fakultäten in Graz, Wien und Innsbruck müssen nicht mehr fürchten, dass die Schaffung einer vierten Uni in Linz zulasten des Gesamtbudgets geht. Sollten künftig angehende Mediziner in Linz im Hörsaal sitzen, dann wird das Universitätsbudget erhöht. "Eine Medizinfakultät in Linz darf nicht auf Kosten der bestehenden Universitäten gehen. Soweit es die Bundesfinanzierung betrifft, muss es neues, frisches Geld sein", kündigt Töchterle an.

Offene Rechnungen

Rückendeckung erhält Töchterle von gewichtiger Stelle. "Ein Großprojekt wie die Medizin-Fakultät in Linz darf nicht zulasten anderer gehen, das werden wir bei unseren Planungen berücksichtigen", versprach Finanzministerin Maria Fekter. Bei den Universitäten gebe es einen klaren Konsolidierungspfad bis 2017, die Entscheidungen zur Medizin- Fakultät werde man in die "späteren Pfade" aufnehmen. "Bis 2016 fallen außerdem nur geringe Kosten an. Der Beginn des Vollbetriebs ist voraussichtlich erst 2028", ist Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) hörbar bemüht, den Medizinball flach zu halten.

Mit weiteren Finanzierungsdetails ging man dann am Freitag von politischer Seite relativ sparsam um. Die Aufteilung, wer was zahle, sei " systemmäßig außer Streit gestellt" worden, sagte Fekter. Es habe " geringfügige Adaptierungen im Kostenplan" nach oben gegeben, erklärte Pühringer. Nun müsse aber erst alles neu berechnet werden. Das soll bis zum 2. Juli geschehen. Für dieses Datum ist nämlich die dritte Runde zur Finanzierung der Medizinfakultät angesetzt. Weitere Gesprächstermine sind nicht mehr geplant, denn schon Anfang Juli plant man, alles zu finalisieren. Oder um es mit den Worten des Linzer Bürgermeisters Franz Dobusch (SP) zu sagen: "Dann machen wir den Sack endgültig zu."

Doch den medizinischen Übermut des Linzer Stadtchefs will man unter den Gipfelteilnehmern nicht so recht teilen. Denn auf die Frage, ob nun eine Medizin-Uni für Linz fix sei, gab es nach dem Treffen zwar viel Optimismus, aber kein klares Ja. Pühringer: "Wir haben uns zu 80 Prozent geeinigt. Und wir sind uns einig, dass wir uns einigen werden."

Industrie-Skeptiker

Für Kritik ist bei all der Vorfreude erwartungsgemäß nur wenig Platz. Zweiflern wie etwa die Industriellenvereinigung, die jüngst das Projekt insgesamt infrage stellte, da die Ärztedichte auch ohne Medizinausbildung im Land in den vergangenen Jahren um 81 Prozent gestiegen sei, hört man ungern. Pühringer: "Dann soll bitte die Industriellenvereinigung das Gesundheitsressort statt mir übernehmen."

Die Industrie brauche in Hinblick auf die Arbeitsplätze nicht zu fürchten, dass Geld aus technischen Bereichen abgezogen werde, setzt Fekter nach. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 8.6.2013)