Der bereits mehr als zwei Jahre tobende Bürgerkrieg in Syrien sorgt für einen neuen traurigen Rekord: Um den Millionen Opfern des blutigen Konflikts zu helfen, lancierten die Vereinten Nationen am Freitag in Genf den bisher größten Hilfsappell in ihrer Geschichte. Niemals zuvor brauchte die Uno seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg so viel Geld für die Bewältigung von Hilfsaktionen in einem einzigen Konflikt. Insgesamt sind es rund fünf Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 3,8 Milliarden Euro) bis zum Ende des Jahres. "Falls wir das Geld nicht erhalten, dann werden noch mehr Menschen sterben Die benötigten fünf Milliarden US-Dollar für die Millionen an Syrien-Opfern entsprächen gerade einmal dem Wert des Treibstoffes, den die deutschen Autofahrer in bloß sechs Wochen verbrauchten. Das UNHCR und dessen Partnerorganisationen brauchen rund drei Milliarden US-Dollar. Mit dem Geld will man den mehr als 1,6 Millionen syrischen Flüchtlingen im Libanon, in Jordanien, in der Türkei, im Irak und in Nordafrika helfen. Dafür müssten Lebensmittel, Unterkünfte, Medizin, Kleidung und andere Gebrauchsgegenstände angeschafft werden.

Zudem bat Guterres um rund 800 Millionen US-Dollar für die Regierungen des Libanon und Jordaniens. Beide Länder beherbergen mittlerweile Hunderttausende syrische Flüchtlinge und können die Versorgung der Gäste nicht mehr auf Dauer gewährleisten. Für die notleidenden Menschen innerhalb Syriens brauchen die UN und ihre Partner demgemäß rund 1,4 Milliarden US-Dollar bis zum Ende des Jahres.

6,8 Millionen Hilfsbedürftige

Inzwischen sind nach Angaben von Nothilfekoordinatorin Amos rund 6,8 Millionen Syrer in unterschiedlicher Weise auf humanitäre Unterstützung angewiesen. So brauchen vier Millionen Männer, Frauen und Kinder Lebensmittel. Hunderttausende Mädchen und Buben sind auf psychologische Betreuung angewiesen, um die traumatischen Erlebnisse des Konflikts zu verarbeiten. Amos befürchtet bereits, dass der Konflikt andauert und bis zum Ende des Jahres rund zehn Millionen Syrer von humanitärer Hilfe abhängig sein werden. Das wäre fast die Hälfte der Bevölkerung. (Jan Dirk Herbermann aus Genf /DER STANDARD, 8.6.2013)