Pascale Ehrenfreund will als Chefin des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung das Interesse der Öffentlichkeit an den Wissenschaften wecken.

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STANDARD: Die Führung des Wissenschaftsfonds FWF verlangt nicht nur wissenschaftliche Expertise, sondern auch forschungspolitisches Geschick. Sie sind als Astrobiologin anerkannt. Welche Erfahrungen bringen Sie in Sachen Forschungspolitik mit?

Ehrenfreund: Ich bin seit fünf Jahren als Professorin für Space Policy & International Affairs an der George Washington University in forschungspolitischen Entscheidungen involviert. Da habe ich gelernt, wie dynamisch die Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik sein kann. Das wäre auch in Österreich meine Idealvorstellung. Wir können nur gemeinsam Ziele umsetzen und als Wissenschafter der Politik die besten Argumente für die Grundlagenforschung in die Hand geben.

STANDARD: Was sind die besten Argumente?

Ehrenfreund: Jeder weiß, dass Entwicklungssprünge ohne Grundlagenforschung nicht möglich sind. Wir müssen das aber wohl vermehrt kommunizieren. Viele Wissenschafter machen das sehr gern und gut, es gibt aber Kanäle für die Partizipation der Öffentlichkeit, die noch nicht genutzt werden.

STANDARD: Welche?

Ehrenfreund: Über soziale Netzwerke im Internet kann man die interessierte Öffentlichkeit zur Teilnahme an Forschungsprozessen auffordern und sie um ihre Meinung und Ideen bitten. Wir sind da sicher gefordert, uns noch mehr zu öffnen. Wenn die Menschen mehr Interesse für Wissenschaft zeigen, dann ist es zwangsläufig, dass die Grundlagenforschung höher dotiert wird.

STANDARD: Was macht Sie so zuversichtlich? Ihr Vorgänger Christoph Kratky hat ja versucht, die besten Argumente für die Grundlagenforschung zu bringen. Das Ergebnis ist ein stagnierendes Bundesbudget.

Ehrenfreund: Als Frau, die von außen kommt, kann ich den österreichischen Pessimismus besser wegstecken. Mir ist schon klar, dass die Grundlagenforschung in Österreich unterdotiert ist. Und mein erstes Ziel wird sein, die Overheads zur Finanzierung der bei FWF-Projektkosten wieder flächendeckend möglich zu machen. Aber wir dürfen nicht nur mehr Geld verlangen, wir müssen auch die Politik überzeugen. Und wenn ein Konzept nicht funktioniert hat, werden wir uns hinsetzen und es mit einem neuen probieren. Ich habe Ausdauer und verliere nicht schnell den Mut. Es gibt die Forschungsstrategie und auch die Empfehlung des Forschungsrats. Beide Papiere sagen klar, dass Grundlagenforschung mehr Geld bekommen soll.

STANDARD: Die Strategie gibt es, allein an der Umsetzung wird schon länger gefeilt. Welche Möglichkeiten sehen Sie, diesen Prozess zu beschleunigen?

Ehrenfreund: Wir werden darauf hinweisen, dass es wichtig ist, die Umsetzung zu beschleunigen - durchaus auch insistierend, wenn nötig.

STANDARD: Wird sich der FWF unter Ihrer Präsidentschaft verändern?

Ehrenfreund: Der FWF muss seinen Grundsätzen treu bleiben, also unabhängige Jurys aus dem Ausland einsetzen, um Anträge zu begutachten. Es gibt eine Reihe erfolgreicher Programme, die wir natürlich weiterführen werden. Daneben müssen wir uns sicher neue Möglichkeiten überlegen und schauen, was die Unis, die außeruniversitären Forschungszentren und auch die Fachhochschulen brauchen. Vor dem Hintergrund des neuen EU-Programms "Horizon 2020" ab 2014 gibt es auch in europäischen Netzwerken Chancen. Wie gesagt: Ich bin guter Dinge, dass wir genügend Geld bekommen werden. (Peter Illetschko/DER STANDARD, 8./9. 6. 2013)