In einem unterscheidet sich Karl Sevelda, der ab sofort die Raiffeisen Bank International mit ihren 60.000 Mitarbeitern in Österreich und Osteuropa führt, nicht von seinem Vorgänger. Wie Herbert Stepic ist er für lockere Sprüche gut, zum Beispiel den: "Was uns beide sicher eint, ist das Übergewicht." Oder den: Im Vergleich zu anderen im Sektor, "bin ich immer noch ein Jüngling".

Ist er natürlich nicht, aber Jünglinge in Spitzenpositionen gibt es bei Raiffeisen sowieso nicht. Dass die Wahl auf den 63-jährigen Wiener "Vollblutbanker" (ein Kollege) gefallen ist, überrascht kaum jemanden. Der studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschafter arbeitet seit 35 Jahren als Banker und kennt die Branche und Österreichs Wirtschaft wie seine Westentasche. Begonnen hat der Firmenkunden-Experte bei der Creditanstalt, vor fünfzehn Jahren wechselte der Ex-Betriebsrat unter "tränenreichem Abschied von der CA" unters Giebelkreuz.

Dass er die strengen Regeln des dezentral organisierten Sektors schnell gelernt hat, attestierte ihm sogar der damalige Raiffeisen-Boss Christian Konrad in seiner Rede zu Seveldas 60. Geburtstag. "Er hat rasch gelernt, dass man bei Raiffeisen niemals in den Geschäftsbereich einer Landeshauptstadt ... eingreifen darf."

Sprich: Sevelda hat den Landesbankern ihre Macht gelassen, ist in den Bundesländern nicht angeeckt – was besonders in Zeiten von Ludwig Scharinger (ehedem Chef der Landesbank Oberösterreich) opportun war.

Bei der RBI wartet auf Sevelda ein veritabler Hochseilakt. Schon am Freitag hat er klargemacht, dass die Bank weiter wachsen soll, speziell in Märkten wie Österreich, Russland oder Rumänien. Die Bank muss sparen, "Synergien heben", ihren Ertrag steigern – und überlegen, wie sie an mehr Eigenkapital kommt. Derzeit hat sie ja noch 1,75 Mrd. Euro staatliches PS-Kapital in den Büchern, wie und wann zurückgezahlt wird, ließ Sevelda offen.

Den Expansionskurs der RBI will der von einem kaputten Knie gestoppte Sport-Fan zwar beibehalten – als ein "Abenteurer" sieht er sich aber nicht. Jedenfalls "nicht beruflich", wie er sagt.

Politisch hat sich Sevelda schon oft engagiert. Als Twen war der Banker eng mit Jörg Haider befreundet, wurde Herausgeber einer FPÖ-Parteizeitung, heiratete die Tochter des Ex-Präsidentschaftskandidaten Wilfried Gredler (die Ehe wurde geschieden).

1983 wurde der junge CA-Banker Bürochef von Handelsminister Norbert Steger (FPÖ). Später sollte er sagen, in solchen Jobs "verliert man die Hochachtung vor der großen Politik".

Dass sie auch "wie Opium" süchtig macht, bewies der Banker immer wieder: 1993 war er Gründungsmitglied des Liberalen Forums, derzeit "sympathisiert" er mit den Neos, wie er sagt. Privates Engagement, das er aber "scharf vom Beruflichen" trenne. (gra, DER STANDARD; 8.6.2013)