Bild nicht mehr verfügbar.

Der neue Chef der Raiffeisen Bank International, Karl Sevelda, "freut sich auf die Herausforderungen der neuen Aufgabe". Die hat er nun vier Jahre lang.

Foto: Reuters/Bader

Auf den Tag genau zwei Wochen nach der Ankündigung von Herbert Stepic, den Chefposten in der Raiffeisen Bank International (RBI) aufzugeben, wurde gestern, Freitag, sein Nachfolger gekürt. Am Vormittag trat der Aufsichtsrat der RBI unter Walter Rothensteiner zusammen (drei Mitglieder hatten dem Präsidenten ihre Stimme anvertraut) – und es gab: keine Überraschung.

Einstimmig wurde Stepics Vize, Karl Sevelda (63), zum neuen RBI-Vorstandsvorsitzenden gewählt – ein Zeichen der "Kontinuität", wie es hieß. Risikochef Johann Strobl, der auch gute Karten für den Job gehabt hatte, wurde zu seinem Stellvertreter ernannt. Die Verträge beider, und auch der von Finanzvorstand Martin Grüll, laufen bis Mitte 2017.

Jene Kräfte im Sektor, die ursprünglich für den 53-jährigen Strobl eingetreten sind, wurden offenbar bekehrt. Der neue RBI-Vize soll nun quasi als Thronfolger aufgebaut werden. Offenbar hat der Sektor gelernt: Unter Stepic wurde nämlich kein Nachfolger herangezogen, der Aufsichtsrat hat eine zweiwöchige Schrecksekunde gebraucht, um sich auf einen neuen Bankchef zu einigen. Ein Manko, das freilich auch andere Banken und Unternehmen trifft (siehe Geschichte Seite 3).

Das Pressegespräch, in dem Ro­thensteiner den Neuen präsentierte, fand, wie der Abschlussauftritt Stepics, im Sky Conference Room im Hauptgebäude der RZB statt – und es wirkte, als wäre Stepic irgendwie anwesend.

Schließlich war er Auslöser der Personalrochade gewesen. Schließlich haben die Hö­he seiner Gage (4,9 Mio. Euro, von de­nen er zwei Mio. zurückzahlte), seine Abfertigung anlässlich der Fusion, die Existenz seiner Stiftung in Liechtenstein, sein Kreditgeschäft mit der Hypo Alpe Adria und letztlich Investments in Singapur, die über Offshore-Gesellschaften liefen, den Sektor zuletzt ziemlich in Unruhe versetzt.

Auch die Fragen der Journalisten drehten sich um Stepic; was der Chef der Raiffeisen Zentralbank (RZB), Rothensteiner, aber abblockte. "Das hier ist keine Stepic-Pressekonferenz, das hier ist eine Sevelda-Pressekonferenz."

So viel war trotzdem zu erfahren: Stepics Vertrag wird per Ende 2014 gelöst. Und die Frage, ob der Ex-Bankchef mit seinen privaten Aktivitäten gegen die Compliance-Regeln seines Arbeitgebers verstoßen hat, wird nun geprüft. Rothenstei­ner ist derzeit aber eher der Meinung, dass dem nicht so ist. Details über die Vertragsauflösung, also insbesondere die Frage nach Abfertigungen und anderen Abschlagszahlungen, blieben offen. "All das müssen wir erst vereinbaren. Wenn das veröffentlicht werden muss, dann werden wir das veröffentlichen", vertröstete Rothensteiner auf den nächsten Geschäftsbericht.

Auf Sevelda, der seinen Vertrag ausdienen will, warten in jedem Fall spannende Zeiten. Die Banken des Raiffeisen-Sektors (RBI, Landesbanken, Raiffeisenkassen) werden künftig wohl enger zusammenarbeiten. Divergenzen (et­wa über den Expansionspfad, auf dem die RBI seit jeher wandelt) wird er glätten müssen, was umso schwieriger ist, als sich der Sektor gerade in einer personellen Umstrukturierungsphase befindet.

Die Schlüsselpositionen wurden ja umbesetzt: Raiffeisen-Generalanwalt wurde nach dem Abgang Christian Konrads Rothensteiner; Klaus Buchleitner wurde Chef der mächtigen Raiffeisen Holding und Erwin Hameseder ihr Obmann. Sevelda am Freitag: "Wir werden die Ressentiments im Sektor wegbringen müssen."

Seinem langjährigen Kollegen und Vorgänger Stepic streute der neue RBI-Chef, der am Expansionskurs der Bank festhalten will, ausschließlich Rosen. "Er ist einer der größten Banker dieses Landes." (Renate Graber, DER STANDARD; 8.6.2013)