Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Scheibenbauer

Es ist mehr als ein Vierteljahrhundert her, dass Stefan Thaller das erste Mal mit blauem Barett – der berühmte Blauhelm wird ja nicht ständig getragen – auf dem Golan stationiert war. 1984 war das. Der junge Offizier aus der Mostviertler Ortschaft Biberbach, der seine Laufbahn nach der Ausmusterung als Lehroffizier an der damaligen Heeresunteroffziersschule begonnen hatte, war als Zugskommandant eingeteilt.

Und er fand offenbar Geschmack an dem Einsatz: 1996/97 kehrte er als "Chief Operations Officer" zurück – dazwischen lag der 12. Generalstabskurs (1988 bis 1993) an der Landesverteidigungsakademie und eine Verwendung als Generalstabsoffizier in den Militärkommanden Oberösterreich und Niederösterreich.

Vom zweiten Golaneinsatz kehrte er als stellvertretender Militärkommandant nach Niederösterreich zurück – um im Jahr 2000 als Kommandant des Ausbatt wieder auf den Golan versetzt zu werden. Da war er bereits zum Oberstleutnant aufgestiegen, er kehrte nach Niederösterreich zurück, wurde der jüngste Oberst und später der jüngste Brigadier des Bundesheeres. Daheim fand er Zeit für seine Familie (verheiratet, zwei Kinder) und für den Tischtennissport.

Die offizielle Biografie vermerkt eine Vereinsfunktion im Heeressportverein – aber das ist schon fast wieder Dienst. Die vergangenen zehn Jahre war Thaller dann im Verteidigungsministerium in Wien – und stand dort im Ruf, ein geradezu mikroskopisch genauer Beamter zu sein. Als Leiter der Abteilung Einsatzvorbereitung übernahm der erklärte Parteilose die heikle Aufgabe, für Minister Norbert Darabos (SPÖ) zwei von dessen drei Pilotprojekten zur Einführung eines Berufsheeres zu bearbeiten.

Dass es heute weniger Systemerhalter in den Kasernen gibt als noch vor zwei Jahren, ist unter anderem auf Thallers Projekt "Ersatz von Funktionssoldaten" zurückzuführen, aus dem auch das Wehrpflichtigenheer lernen konnte. Weniger erfolgreich – weil teurer als vorgegeben und letztlich politisch nicht mehr gewünscht – war das Projekt einer "Profi-Miliz". Hier geriet Thaller auch in die Kritik jener Milizoffiziere, die sich für die (zumindest auf dem Papier) bestehenden Milizstrukturen stark gemacht haben.

Minister Gerald Klug schickte Thaller am 15. April als stellvertretenden Kommandanten der gesamten UN-Truppe auf den Golan. Nun muss er diese heimschicken.  (Conrad Seidl /DER STANDARD, 8.6.2013)