Wien - "Musikfest": Das klingt pompös und ist es mitunter auch. Aber was Pianist Till Fellner am Donnerstag im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses bot, während sich drüben im Großen Saal die Berliner Philharmoniker und Simon Rattle dem Weltgetöse von Mahlers Zweiter (" Auferstehungssymphonie") hingaben, war eine andere Art von Fest.

Fellner ist kein Tastentiger und Skalendonnerer, kein dämonischer Verführer am Flügel - und niemand, der um eines Effekts willen auftrumpft oder Grimassen schneidet. Und so zurückhaltend, wie er auftritt, gestaltet er auch sein überaus subtiles Spiel. Doch eigentlich begann die zurückhaltende Bescheidenheit schon bei der klugen Programmwahl, die Beziehungen aufzeigte, ohne sonderlich originell sein zu wollen.

Man könnte gewiss Bach mit weniger Pedal spielen, dennoch waren die ersten vier Präludien und Fugen aus dem 2. Band des Wohltemperierten Klaviers luzide und klar, dabei freilich eindeutig von den Klangmöglichkeiten des modernen Instruments inspiriert.

Und das Cis-Dur-Präludium klang fast ein wenig nach Schumann, mit dessen Symphonischen Etuden Fellner den Abend beschloss: verinnerlicht noch in den vorpreschenden Nummern, in den lyrischen Teilen unerhört zart und gesanglich.

Auch bei der Wiener Klassik wollte Fellner nicht auf die Klangmöglichkeiten des Steinway verzichten, tauchte vor allem Mozarts F- Dur-Sonate KV 533 mit dem Rondo KV 494 als Schlusssatz in einen runden Pedalklang, während er Haydns h-Moll-Sonate beredte Ruppigkeit verlieh. Und die Sarabande aus Bachs 2. Englischer Suite als Zugabe war ein pastellener Traum, der direkt aus der Werkstatt von Busoni zu kommen schien. Freundliche Zustimmung.    (Daniel Ender, DER STANDARD, 8./9.6.2013)