Robert Almer: Der Nummer eins des ÖFB mangelte mangels Düsseldorfer Vertrauen zwar die Praxis, nicht jedoch die Präzision. Dummerweise fand sein exaktes Zuspiel nach wenigen Minuten keinen der Seinen, sondern den Schweden Kacaniklic. Der bediente den Kollegen Elmander - und das hätte es dann eigentlich schon sein müssen. Doch der zweiterfolgreichste Torjäger der Gäste traft nicht. Danach bis zur Pause nicht mehr wirklich gefordert. Verbreitete dennoch nicht gerade Sicherheit. Schätzte nach dem Wechsel eine an sich völlig unauffällige Flanke derart ein, dass diese zwischen ihm und der kurzen Stange die Torlinie entlangstromern durfte: eine der surrealsten Szenen der Partie. Missglücktes Herauskommen bei einem Corner, weil von Granqvist im Luftkampf übermannt. Andererseits bei einem Aufsetzer Larssons stark da, als er den Ball aus dem langen Eck herauspratzelte (72.).

György Garics: Zunächst vom Duo Wendt/Kacaniklic ordentlich hin- und hergerissen. Wurde wie die gesamte österreichische Defensive zunehmend stabiler und begann gegen Ende der ersten Halbzeit gar, im Weichbild des schwedischen Sechzehners aufzutauchen. Im Glück, dass der in der Frühphase des zweiten Durchgangs von ihm verlassene Kacaniklic alleinstehend das Tor nicht fand. Mit dem schwedischen Flügel lieferte er sich über die gesamte Distanz einen hochoktanigen und immer wieder sehenswerten Zweikampf.

Emanuel Pogatetz: Geriet gegen die unberechenbaren schwedischen Offensivleute immer wieder einmal in leichten Orientierungsnotstand. Musste nach etwa einer halben Stunde angeschlagen ausgewechselt werden.

Alexandar Dragovic: Stabilitätsanker in Österreichs letzter Linie. Schoss lange keinerlei Bock, ließ stattessen seine immense Cleverness durchscheinen, als er in der schwedischen Aufbäumphase Mitte der zweiten Halbzeit dem überraschend durchbrechenden Granqvist gerade zur rechten Zeit, Gelb in Kauf nehmend, das Haxl stellte. Verpasste allerdings den nach Ibrahimovic-Vorlage abgehenden Elmander auf dessen Weg zum Anschluss (82.).

Christian Fuchs: Hatte es mit dem seinerseitigen Schwedenpärchen Lustig/Larsson zu Beginn auch nicht fein. Profitierte wie das gesamte Team sichtlich von der Moralinjektion Führung, war ab diesem Zeitpunkt aktiver und aufrückungsgeneigter. In einer solchen Lage sowie einem Fersler von Arnautovic feine Flanke auf Harnik (35.). Gab angelegentlich den Adjudanten seines jeweiligen Innenverteidigerkollegen bei der Doppelung des bei österreichischem Ballbesitz an vorgeschobener Position geparkten Ibrahimovic. Kam im Finish gar zu einer Entscheidungschance, seinem Schuss fehlte allerdings das nötige Finish (86.).

Julian Baumgartlinger: Der Staubsauger vor der Abwehr, aber auch die heutzutage so wichtige erste Umschaltstelle einer Mannschaft im Schritt nach vorne. Im Zweikampf gewaltig umrührend und insofern eine Inspiration in Sachen Unbedingtheit. Diese brachte ihm vom immer wieder einmal leicht exzentrisch leitenden Referee Rocchi allerdings auch eine Gelbe Karte (und mit dieser eine Sperre im nächsten Spiel gegen Deutschland) ein. Im weiteren Spielverlauf nicht mehr ganz so zwingend, aber wie immer unermüdlich.

David Alaba: Musste sich in die Partie arbeiten. Beim Elfer trieb sein Bayern-Gen dann aber eine Blüte von kaltschimmernder, nervenloser Schönheit. In der Folge mit einem Schub und gleich der gesamten Mannschaft wie verwandelt. Machte sich daran, als verkappter Pirlo aus der Regista-Position Österreich zu organisieren. Schüttelte mehrfach wunderbare Passes wie nichts aus dem Fußgelenk. Mit einem Aufsetzer aus der Distanz knapp an einem zweiten Treffer (50.). Von Granqvist im Finish ohne Ball ungut niedergeknockt - doch das kann einen wie ihn nicht umhauen.

Martin Harnik: Befreier. Mit seinem entschlossenen Nachsetzen, seinem Hineingehen in Schwedens Keeper Isaksson und dem schließlichen Überschlag zum Elfmeter, kam die für das Team mühevolle erste Phase des Matches zum Ende. Ein entfesseltes Rückziehen kurz darauf war stimmiger Ausdruck einer nun vollkommen veränderten psychologischen Verfasstheit der Österreicher. Immer und überall unterwegs, wechselte die Seiten wie andere Hemden. Ungeheures Laufpensum auf beinahe grotesk langen Wegen, gepaart mit einem Kampfeswillen vergleichbar jenem der Helden von Troja. Zweifellos eines seiner besten Länderspiele.

Zlatko Junuzovic: Schier unglaublicher Appetit auf: Rennen. Von Minute eins unterwegs wie von gespannter Sehne geschnellt schien es, als hätte er Wochen an einen Sessel gefesselt verbringen müssen. Nicht einmal Isaksson hatte Ruhe vor den Zudringlichkeiten der Dynamik in Person. Flankte noch in seiner letzten Aktion Weimann eine gute Chance an den Kopf. Aus nach 75 Minuten.

Marko Arnautovic: Was selbstverständlich scheint, hier aber nicht ist: auf das Wesentliche konzentriert. Eifrig an der linken Außenbahn auf und ab wieselnd, mutig das Duell suchend, den Schuss nicht scheuend. So sah das zumeist aus, die Körpersprache diesmal quasi ein wunderbar wohlklingendes Schönbrunnerdeutsch. Nur ein Goal blieb ihm verwehrt. Verzog einen zu kurz abgewehrten Ball in guter Lage leider krass (52.), zielte kurz darauf offenbar zu genau und zwirbelte flach wie knapp am langen Eck vorbei (57.). Behielt  selbst in einem Tête-à-tête mit Toivonen bei bereits unterbrochenem Spiel die Nerven. Von befürchteten Fitnessmängeln keine Spur.

Marc Janko: Die Sensation. Sein wie aus der Pistole geschossenes Forechecking war ein Fanal für das, was noch folgen sollte. Angesichts frustrierender Stehzeit in Trabzon ganz offenbar gewillt zu zerreißen und zu beweisen, bei heftigem Rutschen gegen Kacaniklic jedoch leichter Übermotivationsverdacht. Die Direktabnahme eines weiten Zuspiels aus der Drehung machte klar: heute keine Gefangenen (4.). Sein 2:0 zerstäubte das Parfum von Weltklasse im Prater: geradezu todesverachtend der zu allem entschlossener Hechtsprung in Harniks Flanke angesichts eines gestreckten Schweden-Beins in Kopfnähe. Das anschließende eigenhändige Schulterklopfen im Jubelgestus war vollkommen angemessen. Bei einem Pressschlag verletzt, kam er nach der Halbzeit leider nicht mehr zurück. 

Sebastian Prödl: Übernahm ab Minute 28 von Pogatetz die Aufgabe Ibrahimovic und Allfälliges. Kam dabei mit nie nachlassender Konzentration zu mehr als bloß Teilerfolgen gegen den wiederholt die Falsche Neun markierenden Weltstar. Österreich war mit ihm sicherer, was ganz unzweideutig ein Kompliment darstellt.

Andreas Weimann (ab 46. für Janko): Hielt - so verblüffend das auch klingen mag - seine Position im Zentrum konsequenter als sein Vorgänger. Kam gleich zweimal nur knapp zu kurz und ziemlich regelmäßig dann auch zu echten Chancen: einen Schussversuch aus kurzer Distanz blockte gerade noch Olsson, einen Kopfball (nach Flanke des famosen Junuzovic) hatte Isaksson.

Franz Schiemer (ab 75. für Junuzovic): Fügte sich als defensiverer Alaba (der seinerseits in die vakante Junuzovic-Position vorrückte) recht ordentlich ein. Sein unkontrolliertes Ausschlagen, welches Granqvists Glocken an der Strafraumgrenze ordentlich zum Klingen brachten, ließ die Herzen im Happel tief in der Nachspielzeit noch einmal stocken (94.). Doch auf diesem Ohr war Schiedsrichter Rocchi glücklicherweise rechtschaffen taub. (Michael Robausch - derStandard.at 8.6. 2013)