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Teamchef Marcel Koller (links) und Verbandspräsident Leo Windtner würden im nächsten Jahr sehr gerne gemeinsam zur Weltmeisterschaft nach Brasilien fliegen.

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Wien - Und jetzt ist Urlaub. Für die meisten Kicker brachen unmittelbar nach dem intensiven 2:1 gegen Schweden unbeschwerte Tage bis Wochen an. Es können soziale Kontakte gepflegt werden, zum Beispiel zu den Frauen und Kindern. Einige müssen noch ihre Zukunft klären, Andreas Ivanschitz hat das bereits getan, er wechselt nach Spanien zu Levante. Emanuel Pogatetz kehrt von West Ham nach Wolfsburg zurück. Ob er dort tatsächlich kickt, wird sich weisen. Das gegenseitige Interesse dürfte nicht ausufernd sein. Sein Vertrag endet 2015, "mich plagen keine Existenzängste".

Andreas Weimann wird bei Aston Villa verlängern, Marc Janko, der gegen Schweden ein fulminantes Kopftor erzielt hat, harrt der Dinge, die in Trabzonspor auf ihn zukommen. "Ich harre entspannt." Marko Arnautovic wird klären müssen, ob ihn Werder Bremen wieder liebhat und die Suspendierung aufhebt. Goalie Robert Almer wartet auf Angebote.

Teamchef Marcel Koller wird erst im Juli ausspannen. Der Schweizer schaut sich am Montag in Traiskirchen die österreichische U19 gegen Frankreich an. Im Falle eines Unentschiedens wären die ÖFB-Jungspunde von Manfred Zsak für die EM in Litauen im Juli qualifiziert.

Positionswechsel

Koller hat das 2:1 gegen die Schweden "gefreut und bewegt". Da er aber nicht zu den Typen gehört, die "jubeltrubel durch die Gegend laufen", blieb er sitzen. Die WM in Brasilien sei noch weit weg, die Mission noch keinem positiven Ende zugeführt. Allerdings wurde im Rennen um Platz zwei ein Wechsel vorgenommen. "Wir sind der Gejagte, nicht mehr der Jäger. Das ist angenehmer, weil du es selber richten kannst. Ich bin lieber oben als unten."

In den eineinhalb Jahren seiner Tätigkeit sei "einiges entstanden. Es ist eine geile Truppe, der Teamgeist, der Respekt, das Gesamtpaket, die Bereitschaft, die Philosophie umzusetzen, sind großartig. Sie haben gelernt, das Glück zu erzwingen. Das funktioniert aber nur, weil harte Arbeit und Qualität dahinterstecken." Koller beschreibt das Verhältnis zu den Spielern so: "Sehr angenehm. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich Kontakt mit ihnen habe. Sie wissen zwar, dass ich der Trainer bin. Aber sie wissen auch, dass ich nicht unantastbar bin. Man kann mit mir sprechen." Die Kommunikation werde wichtiger. "Früher hat ein Trainer gesagt, du spielst nicht, und aus. Das geht nicht mehr. Es ist gut, dass es nicht mehr geht." Es sei echt "beschissen, dass von den 23 nur elf spielen können. Das bereitet schlaflose Nächte."

Vertragsgespräche ohne Druck

Das Gemurmel um eine seitens des Verbands erwünschte, vorzeitige Vertragsverlängerung lässt Koller hingegen gut schlafen. "Es wird Gespräche geben, ohne Druck." Er hat keinen. Im Falle der Qualifikation würde sich der Kontrakt automatisch bis nach der WM 2014 verlängern. Koller sagt: "Das Trainergeschäft ist immer ein Kommen und Gehen."

Leo Windtner wird am 16. Juni bei der Hauptversammlung als ÖFB-Präsident wiedergewählt, er ist der einzige Kandidat. Den Verhandlungen sieht er gelassen entgegen. "Beide Seiten wissen, was sie aneinander haben." Ein Konstrukt mit Ausstiegsklausel dürfte nicht infrage kommen, der ÖFB macht das nie. Windtner ist über die Entwicklung im Teamfußball ("Auch bei den Frauen geht was weiter") erfreut. "Die Nationalelf steigert das Selbstwertgefühl der gesamten Nation. Gegen Schweden waren die Leute vor Begeisterung nicht aus dem Stadion zu bringen." Man hätte auch 100.000 Tickets absetzen können. Das Spiel am 10. September gegen Irland ist ausverkauft.

Bundesliga in Nöten

Die U17 nimmt an der WM teil, die U19 möglicherweise an der EM. Windtner: "Da stecken Konzepte dahinter." Andererseits sei eine größer werdende Schere im Kick feststellbar. Die Bundesliga ("Sie ist zwar autonom, gehört aber zu uns") dümpelt vor sich hin. Die Zuschauerzahlen brechen ein, Traditionsklubs weg. Die Stadt Linz stellt nach 60 Jahren keinen Verein im Profigeschäft. Für den Oberösterreicher Windtner ist das "eine kleine Katastrophe".

Der Präsident macht jetzt keinen Urlaub. Er sehnt den 6. September, das Match in München gegen Deutschland, herbei. "Da gilt der fast vergessene Spruch, dass wir krasser Außenseiter sind und nichts zu verlieren haben." (Christian Hackl, DER STANDARD, 10.6.2013)