Unter dem Titel "Was passiert in der Türkei" hat die türkische Protestbewegung am Freitag eine ganzseitige Anzeige in der "New York Times" geschaltet. "Die Bevölkerung der Türkei hat gesprochen, wir werden uns nicht unterdrücken lassen", heißt es in der Anzeige, deren Titel hinter dem Rauch einer Tränengassalve verschwindet. Unterzeichnet wurde der Text von der Gezi-Demokratiebewegung, deren Name von dem Istanbuler Park stammt, in dem die Proteste vor einer Woche begonnen hatten.

Innerhalb von fünf Tagen sammelten die Organisatoren nach eigenen Angaben über das Internet mehr als 100.000 Dollar (etwa 76.000 Euro) für die Anzeige. Mehr als 2.500 Menschen hätten sich beteiligt, wobei die Mehrheit nicht mehr als 50 Dollar gespendet habe.

Begründung

In den zehn Jahren der Regierungszeit von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan seien die bürgerlichen Rechte und Freiheiten der Türken kontinuierlich beschnitten worden, heißt es in der Anzeige. Zahlreiche Journalisten, Künstler und gewählte Beamte seien festgenommen worden. Zudem gebe es Einschränkungen bei der Meinungsfreiheit sowie bei den Rechten von Frauen und Minderheiten. All dies zeige, dass es die Regierungspartei mit der Demokratie nicht ernst meine.

Die Türkei sieht sich seit einer Woche einer beispiellosen Protestwelle ausgesetzt. Die Demonstrationen hatten am vergangenen Freitag nach einer gewaltsamen Polizeiaktion gegen einige wenige Demonstranten begonnen, die ein Bauprojekt im Gezi-Park verhindern wollten. Seitdem weiteten sich die Proteste auf das ganze Land aus und wenden sich zunehmend gegen die Regierung, der die Demonstranten einen autoritären Regierungsstil vorwerfen. Für Samstag ist in New York eine erneute Solidaritätskundgebung für die türkische Protestbewegung geplant. (APA, 9.6.2013)