Flug von Wien nach Casablanca zum Beispiel mit Air France über Paris; drei Stunden Bustransfer nach Marrakesch; oder mit Iberia: Wien-Marrakesch über Barcelona. Rechnen Sie mit wenigstens acht Reisestunden vom Abflug bis zur Landung in Marokko, zuzüglich Transfers. Die im Text beschriebene Familienreise wird inklusive Flug, Nächtigungen, Verpflegung und Transfers von Weltweitwandern angeboten. Inkludiert sind zwei Tage in Marrakesch mit Kinderprogramm. Wer die Stadt noch nicht kennt, sollte unbedingt verlängern, die langwierige Anreise lohnt sich bei längerem Aufenthalt doppelt.

Foto: Verena Ahne

Die beschriebene Zeltwanderung bewegt sich auf Seehöhen zwischen 1200 und 1800 Metern. Im Frühjahr kann es in der Nacht empfindlich kalt und sehr feucht sein. Trekkingreisen im Sommer sind hier möglich - und werden auch angeboten -, untertags ist es aber dementsprechend heiß. Tipp: Ein guter Schlafsack kann beim Veranstalter gemietet werden - das spart Platz im Koffer; zum Gehen weite Hemdblusen mit langen Ärmeln; Kopfbedeckung mit Nackenschutz; für den garantierten Einkaufsrausch in Marrakesch empfohlen: besser mit halbleerem Gepäck anreisen und mitgebrachtes Gewand den Maultierführern überlassen.

Foto: Verena Ahne

Wer auf eigene Faust unterwegs ist oder die Trekkingreise verlängert: In Marrakesch wohnt es sich wunderschön in Riads - Hotels oder Pensionen in alten Stadthäusern mit meist begrüntem Innenhof, Liegen auf dem Dach und dem Flair von 1001 Nacht. Nicht nur Kinder schätzen deren Ruhe zwischen all dem Trubel. Riads gibt es in allen Preisklassen, oft mitten im Zentrum: etwa das Riad Maud - einfach, mit kleinem Jacuzzi auf dem Dach; oder das luxuriösere Riad al Mamoune mit nur sechs Zimmern. Es gehört zu den ältesten in Marrakesch und liegt am Gewürzmarkt in der Medina.

Foto: Verena Ahne

Zuerst will er nicht. Afrika, das sind für den Sechsjährigen Elefanten und Löwen, Würgeschlangen und Riesenspinnen. Als er endlich glaubt, dass es die in Marokko nicht gibt, ist es "langweilig ohne meine Freunde. Was ist, wenn in der Nacht ein Gewitter kommt? Gibt es dort Erdbeben? Wenn ich Sehnsucht kriege, fahren wir dann gleich wieder nach Hause?" Doch als es endlich losgeht, das kleine große Abenteuer, das der Bub knapp vor der Einschulung noch haben soll, zwei Tage Marrakesch und dann zum Maultier-Trekking in den Hohen Atlas, ist er nur noch Begeisterung. Palmenhaine, die die Straßen säumen, gefallen dem Kind am besten. Schlangenbeschwörer auf dem berühmten Gauklerplatz gefallen ihm am besten. Und Affen. Die Schildkrötenbabys. Die Chamäleons, zu kaufen als lebende Insektenfallen. Und, und, und - alles gefällt ihm jetzt am besten.

Durch den prallen Frühling

Schließlich die Wanderung. Wir starten zwei Autostunden östlich der Roten Stadt, in einem wenig hübschen Dorf. Der Hohe Atlas, der sich 700 Kilometer durch Marokko zieht, ist in der Region Demnate noch nicht sehr hoch. Nur manchmal blitzen schneebedeckte Berge über den Horizont; wir gehen durch Bauernland im prallen Frühling. Felder mit Weizen, Gerste, Hirse gleißen neongrün in der Sonne, dazwischen die Dörfer stehen in sattem Rot. Es ist das Rot der Erde, aus der man hier oft noch die Mauern stampft, Farbe von Tennisplätzen; prangten nicht Satellitenschüsseln auf den flachen Dächern, wären die Bauten aus der Ferne kaum zu sehen.

Vier Mütter sind wir, drei Töchter und ein Sohn, mit uns ein Führer und ein Koch, sieben Maul-tiertreiber mit ihren Tieren und als Trabant ein Hund, der sich uns angeschlossen hat, der Karawane zum Bestaunen.

Nach einer Weile sind Männer und Maultiere mit all den Taschen, Matten, Zelten, Kochutensilien, Kanistern voll Wasser und Futter für Tier und Mensch verschwunden. Immer sind sie voraus, auf dem Weg zum nächsten Lagerplatz. Nur drei warten mit Mulis, die außer Gepäck auch Menschen tragen: Will jemand reiten? Das stete Angebot untergräbt die Marschmoral des Jüngsten, zumal die andere Kleine, fiebermatt, von Anfang an und bis zum Ende fast nur reitet. Nach "mindestens schon zwei Stunden zu Fuß", Echtzeit 20 Minuten, will er das auch. Die Sonne brennt, es geht bergauf. Nach weiteren zehn Minuten Jammerns klappert das Kind auf "seinem", dem weißen, Muli selig davon.

Es ist nicht wirklich Reiten: eher ein Thronen auf Decken zwischen Säcken, festgezurrt, auf dass sie nicht hinunterfallen, "viel zu gemütlich, um abzusteigen". Es blitzt Schalk aus Kinderaugen, als er das sagt. Von ihren Sänften aus winken uns der kleine Prinz und die Prinzessin huldvoll zu.

Nach einer Pause unter blühenden Quittenbäumen muss der Prinz wieder gehen. Und aufs Klo. Was schwierig ist - und Thema bleiben wird: Links ziehen sich Häuser die Bergflanke entlang, rechts auf den Feldern sind Menschen. Und jetzt bestaunt auch noch ein Bub aus dem Dorf das Kind vom anderen Stern: die Brille, den Rucksack, die festen Schuhe; er selbst trägt, wie so viele hier, ein Plastikpaar. Beharrlich bleibt er neben uns, Französisch radebrechend. Der soll weggehen, jammert der Alien, der es eilig hat. Am Lagerplatz, tröstet die Mutter, wird es ein Klozelt geben.

Das Lager: Hochalm mit grünen Matten, sanft steigen rundum die Berge an, das Gras ist kurz und frisch, die Mulis springen, von ihrer Last befreit, den Männern davon, Koch- und Gemeinschaftszelt sind schon errichtet. Idylle. Nur ein Toilettenzelt, murmelt betreten Lahoucine, unser Führer, werde es heut keines geben: Ein Teil wurde vergessen. Vielleicht die Hecke dort?

Frau und Sohn matschen durch Sumpf zum einzigen Versteck. Das keines ist: Hinter der Hecke ist vor der Hecke, wenn rundum Tiere weiden. Vor allem die Zicklein, glänzend schwarz mit hellen grauen Ohren, wird das Kind später lieben. Im Augenblick nimmt es nur jene wahr, die sie begleiten: pro Herde ein, zwei Hirten. "Ich. Kann. Das. So. Nicht", schluchzt der Bub verzweifelt, "ich brauche was zum Sitzen!" Der Hockversuch misslingt.

Das Unglück ist so groß wie die Erleichterung kurz darauf: Die Männer, es sind gute Männer, haben Stangen aufgetrieben und unbemerkt das Zelt errichtet, auf einmal steht es da, Erlösung für uns alle. Und ein Lacherfolg: Denn gänzlich unerwartet ist darin nichts als - ein Loch im Boden ...

Nach einer klirrenden, klaren Nacht geht es weiter durch Kargheit und Fülle. Wir folgen lieblichen Mohnfeldpfaden im Schatten von Mandelbäumen, und im nächsten Augenblick stapft der Bub "querfelddurch" Felsenlandschaft und Staub in Sonnenglut.

Gestapelte Farbtupfer

Bilder aus anderen Zeiten: Frauen und Mädchen in bunten Kleidern jäten Frühlingstupfen aus dem Grün, das Klatschmohn-Rot, das Lilien-Lila, das Gelb von Senf, und dann stapeln sie die Bündel turmhoch auf Mulis, einziges Fortbewegungsmittel, das wir für Tage sehen, und ziehen ihrer Wege. Was denken sie von uns? Manche grüßen freundlich wider, Salaam! Oft werden wir scheu beäugt. Nur wenige, die kecksten Kinder, wagen uns anzusprechen, umringt von einer Schar kichernder Peers: Bonjour Madame, wie geht's? Damit erschöpft sich unser Austausch.

Die Alien-Kinder stört das nicht. Die Teenager haben vor allem einander viel zu sagen, die Neunjährige bleibt krank, der kleine Prinz kuschelt und catcht lieber mit denen, die er versteht. Nur abends, für Momente, wird es anders: Da taucht immer von irgendwo ein Fußball auf und Berberbuben hinterdrein. Dann werfen sich der Alien, der Führer, die Mulitreiber dazu aufs Feld und kicken - über das runde Leder verständigen sich (Männer-)Völker.

Die Frauen schauen zu. Uns bleiben Blickkontakte im Vorübergehen: mit der neugierigen jungen Mutter hinter der Tür, Baby im Rückentuch; der Alten, die tief gebeugt und ohne Lächeln ihr Grünzeugbündel schleppt; Männern mit langen Mänteln und strenger Miene im Schatten der Dorfmoschee. Ein Mädchen hält Mohn im Arm und Lilien: Sind die zum Färben? Die Wollfäden auf dem Dorfweg dort: vom Teppichknüpfen? Der Mann, der übersetzen könnte, ist weit voraus, der Fragenden und der Befragten bleibt nur ein Lachen.

Rennen wir, ohne zu halten, durch die Dörfer, weil wir nicht stören wollen? Oder weil immer schon, pünktlich zu Mittag und am Abend, ein Essen für uns dampft? Es sind Köstlichkeiten: Nach Strömen von "Luisa" (einer Verbenen-Art, die hoch in den Bergen wächst) in Form von Tee mit Zuckerwürfeln aus kleinen Gläsern kriegen wir Fladenbrot, frisch über dem Feuer für uns gebacken, Crêpes, Suppen, Gemüse- und Fleischeintöpfe, Hendl mit Mandeln und Rosinen, Couscous und Berbernudeln, pikante und Obstsalate und würzigen Kaffee. Wir schlemmen, und wir rennen.

Ein Lagerplatz am Fluss. Hier wurde ein Schatz versprochen, Hauptantrieb für den Knirps, dem Abenteuer zuzustimmen. Wir finden nichts, nicht einmal Glitzersteine, die er liebt. "Wahrscheinlich", versucht er zu erklären, "hat eine andere Gruppe die Truhe vor uns gefunden."

Heiß und bergauf heißt Muli

Es ist trotzdem der schönste Ort: Während wir Frauen uns züchtig waschen, spielt er im Sand, schleudert Steine, kraxelt auf Felsen, spült sich - schwimmend - die Tageshitze ab. "Je jippie jo, wir sind so glücklich und so froh", singt er, heut ist er viel gewandert. Geradeaus und bergab ging es deutlich schneller. Nur "heiß und bergauf" bedeutet Muli.

Es braucht Geduld zum Schätze-Finden. Am letzten Abend erst, wir campen auf einem alten Friedhof mit weitem Blick ins Land, meint Lahoucine, das Kind solle doch einmal bei der Feuerstelle graben: An heiligen Plätzen verbärgen sich manchmal Kostbarkeiten. Hamdulillah, Ostern und Weihnachten! Da ist ein Kästchen! Mit Schloss! Mit Schlüssel! Und Geheimfach. Ganz egal, dass nichts drin ist - das ist Wunder und Magie. Weshalb auch der Verdacht, Lahoucine selbst könnte es dort vergraben haben, gleich wieder vergessen werden muss.

In den übrigen Stunden unseres Abenteuers wird der Kleine überall heilige Feuerstellen suchen. Und Inhalt für seine Schatztruhe finden: In einem Flussbett ohne Wasser funkeln Kristalle, Achat und Geodenstücke, die es im Atlas reichlich gibt. Niemand kann widerstehen: Wir gehen gebückt und sammeln.

Zurück in Marrakesch, muss sich der kleine Prinz von den großen Felsen trennen. "Am liebsten", seufzt er wehmütig, "will ich das ganze Marokko einpacken und mit nach Hause nehmen. Und wiederkommen, hundertundzwanzigtausendmal." (Verena Ahne, Album, DER STANDARD, 8.6.2013)