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Das Hochwasser im Strombad Kritzendorf ist weg, Schlamm und Unrat ist geblieben. Die Aufräumarbeiten scheitern laut Anrainern auch an besonders pflichtbewussten Polizisten.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Wien/Klosterneuburg - Teile der niederösterreichischen Stadt Klosterneuburg waren vom Donau-Hochwasser besonders stark betroffen. Laut einem Anrainerbericht verweigerten Polizisten ausländischen Helfern nun den Zugang zu den Aufräumarbeiten. Nach Aussage eines Beamten sollen auf Anordnung der Gemeinde Ausweise von ausländischen Arbeitern kontrolliert werden, weil es sich um "Diebsbanden" handeln könnte.

Von dem Vorfall am Sonntag berichtet eine Siedlerin des Kleingartenvereins "Donausiedlung" am Strombad in der Klosterneuburger Katastralgemeinde Kritzendorf. Sie habe drei bosnische Hilfskräfte engagiert, um ihre Parzelle gemeinsam mit Freunden vom angespülten Schlamm und Unrat zu befreien.

"Ausländer sind Diebsbanden"

Zwei Funkstreifen riegelten laut der Anrainerin die derzeit gesperrte Brücke zum Strombad ab. Einer Kontrolle entgingen die Frau und eine Freundin, nur von den drei bosnischen Arbeitern verlangte ein Polizist Ausweise. "Auf meine verblüffte Frage, was das soll, erklärte er mir, das seien Ausländer und Ausländer seien Diebsbanden, vor denen das Areal zu schützen sei. Ohne Ausweis lasse er sie nicht durch", so die Frau. Inländer müssten demnach nicht überprüft werden.

Die Nachfrage der Anrainerin, was sie ohne die Hilfe der Arbeiter tun soll, die "es kaum nötig hätten, sich auf ehrliche Weise Geld zu verdienen, wenn sie einer Diebsbande angehörten", soll der Polizist mit den Worten "Selber schaufeln" erwidert haben. Der Beamte ließ die Arbeiter schließlich umkehren. Bedanken sollte sich die Frau "bei der Stadtgemeinde".

Zu viel Geld für Arbeit

Laut einem Sprecher der Polizeiinspektion Klosterneuburg kontrollieren dieser Tage ein privater Security-Dienst und Funkstreifen Anrainer. Wer überprüft und schließlich auf das Areal gelassen werde, liegt im Ermessen des Sicherheitspersonals.

Eine entsprechende Order, fremden Staatsbürgern den Zutritt zum Katastrophengebiet zu verwehren, gebe es nicht. Allerdings hat die Dienststelle laut Polizeisprecher Hinweise über "Probleme mit Ausländern" erhalten, "die vor Ort zu viel Geld für die Arbeit verlangen".

Bürgermeister sieht keine Schikane

Der Bürgermeister von Klosterneuburg, Stefan Schmuckenschlager (ÖVP), bestätigt gegenüber derStandard.at, dass der Zugang zum Strombad Kritzendorf aufgrund von Hinweisen auf organisierte Kriminalität derzeit unter besonderer Beobachtung steht. "Wir haben Anrufe von besorgten Anrainern erhalten, dass Gruppen von Haus zu Haus ziehen und Ausschau nach wertvollen Gegenständen halten."

Die Kontrollen seien keine Schikane oder Hetze, man wolle in erster Linie das Sicherheitsgefühl der Siedler erhöhen. "Das hat aber nichts mit Inländern oder Ausländern zu tun", sagt Schmuckenschlager.

"Sollte ein Polizist diese Unterscheidung getroffen haben, dann tut mir das leid und ich bitte dafür um Entschuldigung", so der Bürgermeister. Er werde sich am Montag selbst ein Bild vor Ort machen und die Beamten der örtlichen Polizeiinspektion dahingehend sensibilisieren. (Michael Matzenberger, derStandard.at, 10.6.2013)