Seit vergangener Woche ist der "Datenhunger" der USA offiziell. US-Geheimdienste überwachen jeden unserer Schritte im Internet, das geheime Programm "Prism" macht es möglich.

Schon länger ist hingegen bekannt: Nutzt man Internetangebote wie Webmailprogramme amerikanischer Firmen, haben US-Behörden Zugriff auf die dort gespeicherten Daten, wenn diese aufgrund des "Patriot Act", der US-Anti-Terror-Gesetze, angefordert werden. Trotzdem nutzen eine österreichische Parlamentspartei und bedeutende europäische Konzerne, darunter Mobilfunker und Autobauer, diese Services. Der Grund: Sie sind günstig, und es gibt kaum Alternativen zu den Produkten von Google und Microsoft.

Dabei stammt die derzeit wohl wichtigste Software ursprünglich aus Europa. Der finnische Student Linus Torvalds entwickelte 1991 das Open-Source-Betriebssystem Linux, das heute das Fundament der Angebote von Facebook, Amazon und Google bildet. Auch Android, ein weit verbreitetes Betriebssystem für mobile Geräte, baut auf Linux auf, in neueren TV-Geräten und Autos kommt die Software ebenfalls zum Einsatz.

Allerdings hat Torvalds Europa schon 1997 Richtung USA verlassen, wo er optimale Bedienungen vorfand, um Linux weiterzuentwickeln. Konzerne wie IBM und Intel sowie Behörden investieren mittlerweile beträchtliche Mittel in die Weiterentwicklung von Linux. Wenn Europa seine Bürger und Firmen vor den neugierigen Blicken der USA schützen will, ist es an der Zeit, neben einem Bekenntnis zum Datenschutz für seine Bürger auch die europäischen IT-Firmen und Programmierer zu fördern und deren Produkte verstärkt einzusetzen. Damit könnten auch wirtschaftliche Impulse gesetzt werden, die Europa gut brauchen kann. (Markus Sulzbacher, derStandard.at, 10.6.2013)