Tel Aviv - In Israel hat eine alleinstehende Frau sechs Jahre nach dem Tod des ihr unbekannten Vaters ein Baby zur Welt gebracht. Der unverheiratete Mann, der gehofft hatte, einmal Kinder zu haben, sei vor Jahren an Krebs erkrankt. Vor der Chemotherapie habe er Samenzellen einfrieren lassen, sagte Irit Rosenblum, Familien-Rechtsanwältin und Gründerin von "New Family" am Montag. Sie setzt sich seit vielen Jahren für das Recht auf Nachkommen ungeachtet des Geschlechts, der Sexualität, der religiösen Zugehörigkeit und eben auch von schwerer Krankheit und nach dem Tod ein.
Frau brachte gesundes Mädchen zur Welt
Der Mann verlor den Kampf gegen den Krebs und starb mit 30 Jahren. Danach machten sich seine Eltern auf die Suche nach einer Frau mit unerfülltem Kinderwunsch. Die Interessentin ließ sich mit einer der eingefrorenen Spermazellen des Toten, den sie nie kennengelernt hatte, befruchten. Nun habe sie ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht.
Kind könne in engem Kontakt mit Vater-Familie aufwachsen
Was Großeltern und Mutter verbinde, sei der Kinderwunsch, so Irit Rosenblum. Der entscheidende Vorteil für das Neugeborene sei, dass es anders als bei einer anonymen Samenspende wissen dürfe, wer der Vater war und in engem Kontakt zu dessen Familie aufwachsen könne.
Sperma bereits öfter von Toten entnommen
Dass Sperma von Verstorbenen entnommen wird, ist in Israel keine Seltenheit. Die Gerichte bestanden bisher darauf, dass der Verstorbene seinen Fortpflanzungswillen geäußert habe und das Sperma zur Befruchtung der hinterbliebenen Ehefrau oder Partnerin verwendet werde.
Erste Eizellen-Entnahme erst 2011
Im Jahr 2011 wurden in Israel erstmals bei einer Frau nach ihrem Tod Eizellen entnommen. Die Familie erhielten das Recht, die Eizellen ihrer verstorbenen 17-jährigen Tochter einzufrieren. Rosenblum sprach damals von einem juristischen Präzedenzfall weit über die Grenzen Israels hinaus. Was zähle, sei das Einverständnis der Tochter, sich biologisch fortzupflanzen.
Irit Rosenblum 2011 im Interview mit Israel Seen Radio:
Quelle: www.youtube.com
(APA/red, dieStandard.at, 10.6.2013)