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SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück muss hart kämpfen, um in Umfragen den Rückstand auf Kanzlerin Angela Merkel aufzuholen.

Foto: Reuters /Kai Pfaffenbach

Scheibchenweise hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in den vergangenen vier Wochen sein Schattenkabinett präsentiert. Viermal wurden je drei Personen vorgestellt. Dem letzten Trio am Montag jedoch wurde nicht mehr so viel Aufmerksamkeit zuteil.

Denn eine andere Personalie sorgte für deutlich mehr Gesprächsstoff im politischen Berlin. Recht überraschend hat Steinbrück sich einen neuen Sprecher an seine Seite geholt: Rolf Kleine (52), einen Journalisten, der 17 Jahre für die "Bild"-Zeitung schrieb und der derzeit als Sprecher der Deutschen Annington arbeitet. Dem Immobilienkonzern, der als "Heuschrecke" gilt, gehören rund 180.000 Wohnungen in Deutschland. Die von Steinbrück geplante "Mietpreisbremse" lehnt die Deutsche Annington übrigens ab.

Kleine ersetzt Steinbrücks bisherigen Sprecher Michael Donnermeyer, dem die Pannenserie im Wahlkampf zum Teil angelastet wird. So übersah er bei der Autorisierung eines Interviews mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dass Steinbrück das Kanzlergehalt in Deutschland als zu niedrig kritisiert hatte.

Ebenfalls aufgestellt ist nun Steinbrücks zwölfköpfiges Schattenkabinett, das er selbst lieber Kompetenzteam nennt.

Zwei Reformkritiker an Bord

Ein Ministeramt für den Fall, dass die SPD der nächsten Regierung angehört, hat Steinbrück nur dem Baugewerkschafter Klaus Wiesehügel angeboten. Der Kritiker der Arbeitsmarktreformen von Ex-Kanzler Gerhard Schröder soll Sozialminister werden.

Wiesehügel ist jedoch nicht der einzige Gegner von Schröders Einschnitten im Sozialbereich (Agenda 2010). Bayerns SPD-Chef Florian Pronold, der in Steinbrücks Mannschaft für Infrastruktur und Wohnen zuständig ist, hat früher ebenfalls laut dagegen gewettert.

Apropos "früher": In die Sparte "bewährte Genossen" fallen in Steinbrücks Team die ehemalige Justizministerin Brigitte Zypries, Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, die Arbeitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Bundestag, Thomas Oppermann (Innen/Justiz), und Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig.

1998 leitete Machnig die "Kampa", das aus der SPD-Parteizentrale ausgelagerte Wahlkampfteam, und organisierte so den damaligen rot-grünen Wahlsieg über Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) mit. Nahezu unbekannt ist die Riege der Frauen in Steinbrücks Team, die keine klassische SPD-Karriere vorweisen: Die Bremer Integrationsforscherin Yasemin Karakasoglu soll bei Migranten punkten, Designforscherin Gesche Joost bei der Internetgemeinde.

Um Entwicklungshilfe kümmert sich die Chefin der Aktion "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, um die Finanzen Christiane Krajewski, die bis 1999 Ministerin im Saarland (Gesundheit, Frauen, Finanzen) war und jetzt für die Investmentbank Leonardo & Co arbeitet. Für die Kultur ist der langjährige Kulturdezernent von Essen, Oliver Scheytt, zuständig. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 11.6.2013)